Der deutsch-bosnische Schriftsteller Sasa Stanisic ist am Sonntag mit dem Nelly-Sachs-Literaturpreis der Stadt Dortmund geehrt worden. Die Jury-Vorsitzende, Bürgermeisterin Barbara Brunsing, übergab den mit 15.000 Euro dotierten Kulturpreis im Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Mit der Auszeichnung ehrt und fördert die Stadt Dortmund alle zwei Jahre Persönlichkeiten, die herausragende literarische Leistungen hervorbringen und zur Verbesserung der kulturellen Beziehungen zwischen den Ländern beitragen. Der Preis ist benannt nach der Schriftstellerin und Lyrikerin Nelly Sachs (1891-1970).
Mit Stanisic werde ein Schriftsteller der Gegenwartsliteratur ausgezeichnet, der von seinem ersten Buch an Leserinnen und Leser verschiedener Generationen begeistere, hieß es zur Begründung für seine Ehrung. „Seine Werke zeichnen insbesondere eine sprachliche Virtuosität, eine komplexe Handlungsführung, authentische Figuren und raffiniert und präzise gestaltete Romanwelten aus.“ Die Fluchterfahrung während der Balkan-Kriege in den 90er Jahren mache er dabei zu einem zentralen Moment seines Schreibens. Stanisic setze damit den Erzählreichtum der Balkankulturen fort. Er verwende Ironie und Witz, ohne dabei etwas zu verharmlosen.
Stanisic wurde 1978 in Visegrad im damaligen Jugoslawien geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Er veröffentlichte die Romane „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ (2006), „Vor dem Fest“ (2014) und „Herkunft“ (2019), den Erzählband „Fallensteller“ (2016) sowie zuletzt mehrere Kinderbücher. Seine Werke wurden in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für „Vor dem Fest“ und mit dem Deutschen Buchpreis 2019 für „Herkunft“.
Die Träger des Literaturpreises stünden für Toleranz, Respekt und Versöhnung und lebten diese Werte in einer globalisierten Gesellschaft, in der sie sich für ein friedliches Zusammenleben einsetzten, erklärte die Stadt Dortmund. Erste Preisträgerin war 1961 die Namensgeberin Nelly Sachs. Später ging die Auszeichnung unter anderem an Nadine Gordimer (1985), Milan Kundera (1987), Per Olov Enquist (2003), Margaret Atwood (2009) und Marie N’Diaye (2015). Der Preis wird seit 2015 alternierend an Männer und Frauen vergeben. Letzte Preisträgerin war 2021 Katerina Poladjan.