Artikel teilen:

Schriftsteller Kermani: Iran braucht Demokratie, Israel Frieden

Der geplante Waffenstillstand in Nahost gibt vielen Menschen Hoffnung. Schriftsteller Kermani ist hingegen skeptisch. Für eine Stabilisierung der Region braucht es grundlegende Änderungen.

Der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani hat vor den langfristigen Folgen des Krieges zwischen dem Iran und Israel gewarnt. Ein Waffenstillstand bringe Israel auf lange Sicht nicht mehr Sicherheit. Auch trage er nicht zur Demokratisierung des Iran bei, sagte der 57-Jährige am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk.

Laut Kermani, der unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, können die militärischen Angriffe das iranische Regime sogar stärken und die Hoffnung auf eine demokratische Entwicklung im Land zerstören. “Am Tag eins danach wird es weitergehen wie zuvor, nur dass der Iran seine eigene Bevölkerung noch viel mehr knechten wird, vor allem auch massiv gegen angebliche israelische Spione vorgehen wird.”

Denn eine Demokratisierung Irans gelinge nicht durch einige Luftanschläge. Es brauche einen mittelfristigen Wandel und Druck – auch ökonomisch – auf das Regime sowie Isolierung. Im Inneren sei der Druck stark, so Kermani, die eigenen Kinder würden in den Gefängnissen sitzen. “Das Regime ist morsch bis auf die Knochen.”

Nach Einschätzung Kermanis ist Israel allerdings nicht einer Demokratisierung interessiert. Das habe der Angriff auf das Ewin-Gefängnis gezeigt. “Dort sitzt die politische Opposition.”

Dabei werde Israel langfristig nur Sicherheit bekommen, “wenn es Frieden schließt mit seinen Nachbarn und es zu irgendeiner Art von Frieden mit den Palästinensern kommt”. Ansonsten werde es weiter bedroht werden. Stärke alleine werde Israels Sicherheit nicht verbessern. “Durch all die Kriege ist Israel nicht sicherer geworden”, betonte Kermani.