Artikel teilen

Schmusende Kätzchen auf Wolken?

Foto: epd … Zwischen den Jahren ist es angenehm still. Das tut auch gut nach den lärmenden Festtagen, den übervollen Gottesdiensten, die ziemlich anstrengend und aufreibend sind. Die Menschen, die den beendeten Gottesdienst verließen, mussten von den hineindrängenden Besuchern der nächsten Messe sanft aber bestimmt getrennt werden. Doch diesmal brachten mich der Papst und Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner etwas aus dem Tritt. Der Papst hatte nämlich einem kleinen Jungen in der Adventszeit in Aussicht gestellt, seinen gestorbenen Hund im Himmel wieder zu treffen. Franz Josef Wagner mochte das so auf keinen Fall stehen lassen. Der bekennende Katholik schrieb in Bild: „Bellen im Himmel, schmusende Kätzchen auf Wolken. Das ist das Letzte, was ich wollte, wenn ich tot bin!“ … Von Veit Hoffmann

Foto: epd

Von Veit Hoffmann

Während ich die Kolumne schreibe, fällt der Schnee vor meinem Fenster wie in alten Märchen. Er legt sich auf den Gartenzaun, auf die Wege, die Bäume und Sträucher. Er dämpft die Geräusche, es wird still. Zwischen den Jahren ist es überhaupt angenehm still. Das tut auch gut nach den lärmenden Festtagen, den übervollen Gottesdiensten, die ziemlich anstrengend und aufreibend sind. Die Menschen, die den beendeten Gottesdienst verließen, mussten von den hineindrängenden Besuchern der nächsten Messe sanft aber bestimmt getrennt werden.

Doch diesmal brachten mich der Papst und Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner etwas aus dem Tritt. Der Papst hatte nämlich einem kleinen Jungen in der Adventszeit in Aussicht gestellt, seinen gestorbenen Hund im Himmel wieder zu treffen. Franz Josef Wagner mochte das so auf keinen Fall stehen lassen. Der bekennende Katholik schrieb in Bild: „Bellen im Himmel, schmusende Kätzchen auf Wolken. Das ist das Letzte, was ich wollte, wenn ich tot bin!“ Einer Mutter sollte ich diese Frage zwischen den Heiligabendmessen nun verbindlich beantworten. Kommen Tiere in den Himmel oder nicht? Wer hat Recht? Der Papst oder Wagner? Ich weiß es nicht. Aber wenn ich ehrlich bin … meinem Hund möchte ich auch nicht im Jüngsten Gericht begegnen. Gerade habe ich ihn kastrieren lassen. Der Bursche hatte mir zu viel Power. Na und dann tauchte auch noch ein Single auf, der sich getrennt hatte: „Da träumst du von der neuen Freiheit und dann sitzt du in der Sch … Die Ex ist glücklich und du bist alleine …“. Tja, so ist das. Wenn er das nicht vorher gewusst hat, dann weiß er es jetzt. Tröstend war ich wahrscheinlich nicht, zugegeben. Von einem gelingenden Leben träumen ist das eine. Es dann auch zu führen ist etwas ganz anderes. Das kann nicht jeder.

Beide, Mutter und Single, wünschten weder frohe Weihnacht noch nahmen sie Rücksicht auf meine Situation zwischen den Gottesdiensten. Sie wollten nur etwas nehmen: Mutter wollte eine Antwort, der Single brauchte einen „Mülleimer“ für seinen Blues.

Ich mag solche unhöflichen Leute nicht. Es gibt zu viele unhöfliche Menschen: Sie stellen nie Fragen und interessieren sich eigentlich nicht für ihr Gegenüber. Solchen Menschen möchte ich nicht näher kommen. Sie haben die Wirkung eines schwarzen Loches. Sie saugen einen auf. Aber Leben besteht aus Geben und Nehmen. Wer sich nicht auf sein Gegenüber einstellt, nicht dessen Bedürfnisse sieht und nur sich wichtig nimmt, wird innerlich einsam werden, wird alleine bleiben.

Der Schnee sinkt langsam in dicken Flocken nieder. Er erinnert mich an verschneite Abende in der Kindheit. Mein Vater führte ein offenes Pfarrhaus. Wir waren viele Kinder und meine Eltern hatten stets Besuch. Da war gegenseitige Rücksicht wichtig. Die geistig Behinderten saßen ebenso am Abendbrottisch wie der eitle Gockel, der Selbstdarsteller oder der Angsthase. Doch sie alle suchten das Gespräch. Stellten Fragen, erzählten, diskutierten, widersprachen, lachten, plauderten, hörten vor allem einander zu. Geben und nehmen. Wer nichts gibt kann auch nichts ernten. So lernten wir das.

Die Stille des Schnees bringt mich Gott näher. Der Schnee leuchtet. Er vertreibt die Dunkelheit. Seine Fülle, sein Weiß haben etwas Mächtiges an sich, das mir Vertrauen einflößt. Auch in der Dämmerung kann ich nun mit dem Hund über die Felder laufen ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Ich freue mich auf das kommende Jahr mit meiner Frau und auch auf all jene Menschen, die Interesse zeigen, Fragen stellen und auch zuhören können.

Nehmt einander an heißt es in der Jahreslosung! Nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme kann das gelingen.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr mit vielen spannenden Begegnungen!

Veit Hoffmann