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Schaut genau hin!

Andacht über den Predigttext zum 1. Sonntag im Advent: Matthäus 21, 1-11

Predigttext
1 Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus 2 und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! 3 Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. 4 Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9): 5 „Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.“ 6 Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, 7 und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. 8 Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 9 Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! 10 Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der? 11 Das Volk aber sprach: Das ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa.

Hosianna. Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ So ruft es das Volk, als Jesus in Jerusalem einzieht.
Sein Weg wird von jubelnden Menschen gesäumt. Sie sind fasziniert von dem, der da in Jerusalem einzieht. Sie haben große Hoffnungen. Einige erhoffen sich mehr als nur einen geistlichen Aufbruch; einige erwarten die Befreiung von der römischen Besetzung. Deshalb stimmen sie ein altes Königslied an.
Ja, Jesus wird wie ein König begrüßt.
So jubelte das Volk in Aus­tralien, als der englische Prinz Harry mit seiner schwangeren Prinzessin Maggy ins Land kam. Blumen und Teddybären wurden ihnen gereicht; der Jubel der Menschen kannte kaum Grenzen.
So jubelte auch das Narrenvolk in Köln, als sich der Karnevalsprinz mit seinem Hofstaat am 11.11. präsentierte. Ein lautes Alaaf war zu hören. So begrüßt man seinen Karnevals­prinzen.
So grüßten die Fußballfans in Dortmund ihren Trainer nach dem Sieg über den FC Bayern. „So ein Tag, so wunderschön wie heute.“
Das war das Lied der Fans. Jubel und Lobgesänge.
Doch Vorsicht; die Stimmung kann schnell umschlagen. Jesus weiß das. Eben noch riefen die Menschen: „Hosianna dem Sohn Davids!“ Bald aber werden die selben Menschen rufen: „Kreuzige ihn!“
Dabei hatte Jesus die Menschen Jerusalems an ihre eigene Geschichte erinnert. Sein Reittier ist eine Eselin. Er reitet nicht auf einem Kriegspferd. Er gibt kein Zeichen von Macht und Stärke. Er ist keine Bedrohung für die Mächtigen seiner Zeit. Er wird nicht wie ein Revolutionär zum Umsturz aufrufen. So passt er nicht in die Logik der Macht. Er lässt seinen Mitbürgern ausrichten: „Siehe, ein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttieres.“
„Siehe!“ Schaut einmal weg von dem, was ihr erwartet. Legt aus den Händen, was euch ablenkt. Richtet euren Blick auf das Wichtige, was auf euch zukommt. Schaut genau hin auf den, der da kommt.
Ein König kommt. Ein König auf einem Esel. Da müsst ihr schon genau hinschauen, um ihn zu erkennen
Er kommt nicht wie alle anderen Könige. Er reitet auf einem Esel. Er ist nicht gewaltig und schon gar nicht gewalttätig. Sanftmütig ist er und will doch die Welt verändern.
Advent – der König kommt.
Aber anders, als die Menschen ihn damals erwartet haben. Nicht mit Pomp und Glitzer. Bescheiden und doch mächtig; unscheinbar und doch öffentlich.
Wie erwarten wir den Gottessohn? Wie feiern wir den Advent? Was nehmen wir uns vor für die nächsten Wochen bis Weihnachten?
Suchen wir den besonderen König, der da kommt? Singen wir die Lieder des Advent, hören wir die Konzerte, bereiten wir mit unseren Kindern die Krippenspiele vor?
Nehmen wir uns Zeit, adventliche Worte der Bibel zu hören und zu bedenken? Teilen wir Zeit und Geld mit Kranken, Wohnungslosen, mit Kriegsflüchtlingen und feiern mit ihnen gemeinsam Advent und Weihnachten? Wenden wir uns den Kriegsopfern und Verfolgten unserer Welt zu?
Wenn wir das tun, sind wir nahe bei Jesus von Nazareth, der auf einem Esel in Jerusalem einzieht. Dann können wir einstimmen in das alte Gebet: