Die Zeitzeugen des Holocaust sterben nach und nach weg. Auch für deren Angehörige heißt das, sich zu fragen, wie man mit der eigenen Familiengeschichte weiter umgehen soll. Eine Münchner Schau nimmt sich des Themas an.
Unter dem Titel “Die Dritte Generation” setzt sich eine neue Ausstellung im Jüdischen Museum München vom 9. April 2025 bis 1. März 2026 mit dem Holocaust im familiären Gedächtnis auseinander. 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs werde thematisiert, wie sich Traumata über Generationen fortsetzten und wie das emotionale Erbe der Überlebenden sich darstelle, heißt es in der Ankündigung. Damit solle an die immer dringender werdende Frage angeknüpft werden, wie Erinnern, wenn kaum noch Zeitzeuginnen oder Zeitzeugen befragt werden können, die den Holocaust unmittelbar erlebt haben?
Während die Zweite Generation mit den psychischen und physischen Verletzungen ihrer Eltern aufwuchs, blickt die Dritte Generation aus einer größeren zeitlichen Distanz auf die Familiengeschichte, wie es heißt. Erinnerung und Schweigen, Familienmythen und -geheimnisse, erdrückendes oder fehlendes Familienerbe seien allgegenwärtig. Erkundet würden in der Schau verschiedene Strategien der Bewältigung und die Auseinandersetzung mit dem Erbe des Holocaust. Auch das Ringen um die gesellschaftliche Anerkennung des Holocaust bei Sinti und Roma werde genauer in den Blick genommen.
Die Ausstellung erzähle vorrangig anhand künstlerischer Arbeiten vom Archivieren und nicht mehr Schweigen-Wollen, von Aneignung und Abgrenzung. Zugleich gehe es um das bewusste Erinnern und Vergessen-Wollen, um die Allgegenwärtigkeit des Holocaust, die großen Lücken in den Familiengeschichten sowie den Versuchen, diese füllen zu wollen.
Die Schau war den Angaben zufolge zunächst im Jüdischen Museum Wien zu sehen und wird nun bei ihrer zweiten Station in München entsprechend an die lokalen Gegebenheiten angepasst. Münchner Künstlerinnen und Künstler zeigten mit ihren Werken, wie sehr der Holocaust bis in ihr heutiges Sein hineinwirke. Das Thema Provenienz und Restitution und das Handling mit der lückenhaften Biografie mancher Objekte in der Sammlung sowie der Umgang mit diesem emotionalen Erbe werde ebenfalls durch Arbeiten herausgestellt.