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Schau zeigt in Frankfurt religiöse Kunstwerke

Ikonen spielen für viele Christen eine bedeutende Rolle. Eine Frankfurter Ausstellung zeigt ab Freitag gut 80 Kunstwerke mit Abbildungen heiliger Frauen. Die Exponate stammen aus Europa und dem Mittelmeerraum.

Musik begrüßt die Museumsbesucher: Die neue Schau zu heiligen Frauen im Museum Angewandte Kunst empfängt mit einer akustischen Verbeugung vor der Heiligen Hildegard von Bingen. Mehr als 50 weitere heilige Frauen sind in der Ausstellung “Ikona. Heilige Frauen” in Frankfurt zu entdecken.

Teilweise müssen die Gäste dafür sehr genau hinschauen, ist doch etwa eine gezeigte bronzene Ikone nur wenige Zentimeter groß. Entstanden um die Jahrtausendwende in Russland, sind darauf gleich sechs Figuren zu entdecken. Diese Ikone aus einer niederländischen Privatsammlung diente wohl als Anhänger und Glücksbringer. Die Trägerin erhoffte sich so den Schutz von gleich sechs Heiligen, erläutern die Ausstellungsmacher.

Es sei die erste Ausstellung ihrer Art – außerhalb der vom orthodoxen Christentum geprägten Länder, sagt Kuratorin Konstanze Runge. Bewusst sei mit “Ikona” ein neues Wort entworfen worden, um so die Frauen noch bewusster zu präsentieren. Ikonen seien bildhafte Quellen für die Rollen von heiligen Frauen, die es zu lesen gelte.

Gezeigt werden Kunstwerke mit 54 verschiedenen heiligen Frauen der ostkirchlich geprägten Traditionen bis in die alltagsreligiöse Gegenwart. In der Schau sind in acht Kapiteln historische Figuren beschrieben, wie etwa Maria Magdalena. Sophia, die in der orthodoxen Kirche als Weisheit Gottes verehrt wird, ist das finale Kapitel der Schau gewidmet.

Für die Ausstellung kooperiert das Museum Angewandte Kunst mit den Ikonen-Museen im niederländischen Kampen sowie in Frankfurt und in Recklinghausen. In Recklinghausen werden bis Anfang Januar unter dem Titel “Weißt Du von jenen Heiligen? – Das Christentum in Kiew und der Ukraine” auch Ikonen aus der Ukraine gezeigt.

In Frankfurt seien solche nach Angaben der Veranstalter nicht zu sehen. Allerdings sei die genaue Feststellung der Entstehungsorte eine Herausforderung. “Die Malenden treten hinter der Kunst zurück”, erläutert die Kuratorin. Die Mehrheit der Ikonen seien nicht signiert und bei einigen Ikonen ist daher nicht abschließend bekannt, woher exakt sie stammten. Es gebe allerdings keine Anzeichen, dass Werke aus der Ukraine kämen.

Eines der zahlreichen Russland zugeordneten Bildnisse ist eine große Bildertafel der heiligen Paraskeva. Es zeigt zunächst ihre Heilung eines Gelähmten, später die Verhaftung durch römische Soldaten und führt die Betrachter bis zur Enthauptung Paraskevas – das Leben einer Heiligen als eine frühe Form der Graphic Novel aus dem 16. Jahrhundert.

Eine besondere Form einer Ikone ist eine Gewandschließe aus Griechenland. Gefertigt aus Perlmutt und Silber, ist sie hinter Glas gesichert. Zu sehen sind Helena und Konstantin auf der einen, die Geburt Christi auf der anderen Seite. Das Exponat aus dem 18. Jahrhundert stammt aus dem Ikonen-Museum in Recklinghausen.

“In der Geschichtsschreibung aus männlicher Sicht wurden bedeutende Frauen oft übersehen. Aber in der angewandten Kunst werden sie bewahrt”, erklärte Runge den Ansatz der Ausstellung, der gemeinsam mit den Partnermuseen entwickelt wurde.

Insgesamt rund 80 Ausstellungsstücke aus mehreren Jahrhunderten werden in Frankfurt gezeigt. Sie stammen nach Angaben der Veranstalter großteils aus Russland und Griechenland, aber auch aus Nordmazedonien, Rumänien, Bulgarien, Ägypten oder den palästinensischen Gebieten. “Das jüngste Werk wurde Ende 2023 unter schwierigen Bedingungen in Bethlehem gefertigt,” berichtete Runge.

Ikonen-Darstellungen gibt es zwar auch Westeuropa und anderen Gebieten, doch ihre stärkste Verbreitung haben sie in Staaten mit einer großen orthodoxen Bevölkerung. Dies ist unter anderem in Griechenland, der Ukraine und Russland der Fall.