Der Satiriker Nico Semsrott hat dem Europäischen Parlament mangelnde Transparenz und komplizierte Strukturen vorgeworfen. „Es gibt im Parlament Herrschaftswissen, das absichtlich nicht geteilt wird“, sagte der parteilose EU-Parlamentarier der „Berliner Morgenpost“ (Sonntag). Das erschwere eine Debatte, die für eine Demokratie Grundvoraussetzung sei, kritisierte das ehemalige Mitglied der Piratenpartei. Dennoch sei die „EU mit Abstand das geilste Demokratieexperiment, das es auf diesem Planeten gibt“.
Die Europäische Union sei „so was wie die Vereinten Nationen, nur in klein und mit Macht“. All das, was er kritisch sehe, gebe es auch beim Weltfußballverband Fifa oder der katholischen Kirche, „mit dem Unterschied, dass ich da niemals reingekommen wäre“. Das EU-Parlament sei dagegen zugänglich.
Semsrott betonte, der Bundestag dürfe aus seiner Mitte heraus Gesetze auf den Weg bringen, für das Europäische Parlament gelte das nicht. „Das finde ich aus einer demokratischen Logik heraus verrückt, weil wir direkt gewählt wurden und dementsprechend auch den direkten Auftrag haben“.
Für die im Juli geplante Wahl zum Europäischen Parlament kandidiere er nicht mehr, weil der den Eindruck habe, ohne Mandat wirkmächtiger zu sein als mit.
Als Satiriker auf der Bühne und im Fernsehen könne er weitestgehend das machen, was er wolle. Im Parlament habe es viele Beschränkungen gegeben.
Ihm gehe es um Transparenz und Antikorruption, sagte Semsrott: „Wenn Leute schlecht informiert sind, werden sie ausgeschlossen, ihnen ist schwerer möglich, sich zu beteiligen, sie sind gewillter, rechts zu wählen.“