Mitte des 18. Jahrhunderts ruft Frederik V., König von Dänemark, zur Zähmung der Jütländer Heide auf. Die Heide gilt als unfruchtbares Ödland, als Heimat von Wolfsrudeln und Räuberbanden, und keiner mag dem Aufruf des Königs folgen. Keiner außer dem ehemaligen Hauptmann der königlichen Armee, Ludvig Kahlen. Der pensionierte Soldat nimmt auf eigene Kosten die Herausforderung zur Kultivierung der gefährlichen Brache an. Er hofft, sich so einen Adelstitel und ein Anwesen mit Bediensteten zu verdienen. Und so macht sich Kahlen 1755 unter dem unverhohlenen Spott der Höflinge, die an ein Gelingen nicht glauben, auf den Weg und trifft sein Schicksal.
Der im vergangenen Jahr mit dem Dänischen Filmpreis als bester Film ausgezeichnete „King’s Land“ von Nikolaj Arcel erschließt sich im Zusammenwirken von Hoheitsgebiet und Außenseiter, von Land und Charakter und vor dem Hintergrund der Ständegesellschaft. Ludvig Kahlen ist der Bastard-Sohn eines mutmaßlichen Landedelmannes. Die Implikationen dieser Abstammung finden ihren Widerhall zum einen in der Verachtung, die Kahlen von Vertretern höherer Stände entgegengebracht wird. Zum anderen in der Geschichte seiner Magd Ann Barbara, deren Unglück nicht zuletzt daher rührt, dass sie sich dem Zugriff ihres Lehnsherrn entzogen hat, der seine weibliche Dienerschaft routinemäßig vergewaltigt.
Jener Frederik De Schinkel beherrscht die an die Heide angrenzende Gegend buchstäblich nach Gutsherrenart. Und er sieht mit dem Neuankömmling seine Macht bedroht. Es entwickelt sich ein erbitterter Kampf zwischen dem sadistischen Gutsherrn und dem sturen Ludvig Kahlen. Dies alles findet vor einer erhaben kargen Landschaft statt, die Kameramann Rasmus Videbæk mit großer Sensibilität in Szene setzt.
Das Drehbuch, das Nikolaj Arcel gemeinsam mit Anders Thomas Jensen schrieb, basiert auf dem 2020 veröffentlichten Roman „Kaptajnen og Ann Barbara“ von Ida Jessen, der sich auf historisch verbürgtes Geschehen stützt. Die gefeierte Vorlage wurde auch als „nordischer Western“ bezeichnet.
Ein eher konventionelles Historienepos könnte man vermuten, wäre da nicht Mads Mikkelsen. Für seine Darstellung des Hauptmanns, die eine Lektion in mimischer Ausdruckskraft ist, erhielt Mikkelsen im vergangenen Jahr den Europäischen Filmpreis. Zu tun bekommt man es mit einer Figur, die nur sehr wenig redet und für die „wortkarg“ eigentlich ein noch falsches Wort ist. Kahlen hat sich jederzeit vollkommen im Griff, er lässt sich nichts anmerken, er bietet keine Angriffsfläche. Dann aber lagern sich um ihn her weitere Figuren an – die Magd, ein Roma-Mädchen, der Priester – und suchen Schutz. Sie nehmen in Anspruch, was er bietet, und aus einem Unterfangen, das zuvörderst einem konventionellen Begriff von Ehrbarkeit diente, wird mehr und anderes.