Er würdigt virtuos das vermeintlich Nebensächliche: Schriftsteller Sasa Stanisic hat den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis erhalten.
Der Schriftsteller Sasa Stanisic (46) ist am Sonntag in Braunschweig mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2024 ausgezeichnet worden. Er erhielt den Preis für sein Buch “Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne”. Der vom Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig gestiftete Literaturpreis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Das im Luchterhand Literaturverlag erschienene Buch kann man nach Auskunft der Jury gleichermaßen als Erzählband oder als Roman lesen. Stanisic erzähle leidenschaftlich und virtuos, in einer Mischung aus Reflektion und Witz, aus Lakonie und Menschenfreundlichkeit.
Der Autor thematisiere Brüche im Leben von jungen und alten Menschen, von migrantischen Schicksalen, verstörten Familienvätern oder Witwen, die sich ihr Leben neu erfinden müssen. Die Jury erklärte: “Die große Gabe von Sasa Stanisic besteht darin, dass er das Existentielle und das vermeintlich Nebensächliche, das gesellschaftspolitisch Relevante und das Private auf gleiche Weise ernst nehmen und mit einem sehr eigenen Humor erzählen kann.”
Mit dem Raabe-Preis zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus.
Wilhelm Raabe (1831-1910) gehört neben Theodor Fontane und Theodor Storm zu den bedeutendsten Realisten der deutschen Literatur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er hat rund 70 Romane und Erzählungen veröffentlicht. Raabe lebte die letzten 40 Jahre seines Lebens in Braunschweig.