Der deutsch-bosnische Autor Sasa Stanisic ist am Sonntag in Braunschweig mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis ausgezeichnet worden. Der mit 30.000 Euro dotierte Preis wurde ihm für sein Buch „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ übergeben.
Das Werk von Sasa Stanisic sei „ein Buch, das man als Erzählband und gleichermaßen als Roman lesen kann“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Stanisic sei ein ebenso leidenschaftlicher wie virtuoser Erzähler mit einer „Mischung aus Reflektion und Witz, aus Lakonie und Menschenfreundlichkeit“.
Der heute 46-jährige Sasa Stanisic wurde im damaligen Jugoslawien geboren und flüchtete nach dem Beginn des Bosnien-Krieges mit seinen Eltern nach Heidelberg. Heute lebt er in Hamburg. In seinem Buch erzählt er von Brüchen im Leben junger und alter Menschen, von migrantischen Schicksalen, verstörten Familienvätern oder Witwen, die sich ihr Leben neu erfinden müssen.
Mit 30.000 Euro Preisgeld gehört der Wilhelm Raabe-Literaturpreis zu den bedeutendsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Er wird jährlich von den Kooperationspartnern Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig vergeben und erinnert an den gesellschaftskritischen Schriftsteller Wilhelm Raabe (1831-1910), der in Braunschweig starb.
Zu den Preisträgern gehören unter anderen Christian Kracht, Heinz Strunk und Sibylle Lewitscharoff. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die Schriftstellerin Judith Hermann.