Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! Psalm 31,3.
Gedanken von Katja Gabriel zum Wochenpsalm
„Safe place“ steht in regenbogenfarbenen Buchstaben an der Tür der Buchhandlung. Was es bedeutet, ahne ich. Es will wohl sagen, dass dieses Geschäft ein sicherer Ort sein will für homo-, bi- und transsexuelle Personen, sie hier keine Angst haben müssen, beleidigt oder diskriminiert zu werden. Schade, dass das immer noch nötig ist, denke ich, Berlin immer noch nicht überall und für alle ein sicherer Ort ist und wir darum ausgewiesene „Safe Places“ brauchen.
Denn einen sicheren Ort, an dem man keine Angst haben muss, verletzt zu werden, wo man so sein und sich zeigen kann, wie man ist, den braucht jeder Mensch.
Vor allem aber Personen, die Schlimmes erlebt haben, die traumatisiert sind, brauchen einen solchen Ort. In der Traumatherapie, wird darum seit Jahren mit dem „sicheren Ort“ gearbeitet. Der „sichere Ort“ ist in dem Fall kein realer, sondern ein imaginärer Ort, einer den sich der Einzelne selbst vorstellen und ausmalen muss. Es soll ein Ort sein, zu dem kein anderer Zutritt hat als man selbst und an dem man sich wohl und geborgen fühlt. Allein durch Imagination kann dann so etwas wie ein innerer Zufluchtsort entstehen, den die traumatisierte Person aktivieren kann, wenn er oder sie Angst bekommt, sich verunsichert fühlt. So ein sicherer Ort, ein „Safe Place“ ist auch Gott, ein Ort zu dem Menschen gehen können, die beleidigt oder angegriffen werden, wohin sie fliehen können, wenn sie Angst haben. Gott ist wie ein starker Felsen und eine Burg. So dürfen wir ihn uns vorstellen, ihn uns ausmalen, das kann er für uns sein.
Katja Gabriel ist Pfarrerin in Berlin-Weißensee.