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Sachsen Kassenärzte-Chef nach “Eugenik”-Äußerung amtsenthoben

Beim Wort “Eugenik” denkt man sofort an die Nazis und deren Massenmorde an Behinderten zum Zweck einer “Rassenhygiene”. Heckemann hatte in der Verbandszeitung von “humaner Eugenik” geschrieben – das kostete ihn sein Amt.

Die Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen hat ihren Vorstandsvorsitzenden Klaus Heckemann nach dessen umstrittenen Humangenetik-Äußerungen mit sofortiger Wirkung des Amtes enthoben. In einer Sondersitzung habe die Vertreterversammlung mehrheitlich für einen entsprechenden Antrag gestimmt, wie der Verband am Mittwochabend in Dresden mitteilte. Das Vertrauensverhältnis sei nachhaltig gestört und man fühle sich nicht mehr entsprechend der Verantwortung des Amtes vertreten. Vor der Abstimmung sei Heckemann angehört worden.

Er hatte in der Verbandszeitschrift im Juni ein Editorial über genetische Diagnostik verfasst und darin von “Eugenik” als Chance, “allerdings in ihrem besten und humansten Sinn”, geschrieben. Der Begriff “Eugenik” bezeichnet die sogenannte Erbgesundheitslehre. Die Nationalsozialisten verbanden das mit ihrem Konzept von “Erb- und Rassenhygiene” und verübten im Zuge dessen Massenmorde an Menschen mit Behinderungen. Im August waren die Äußerungen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden und hatten bundesweit für Kritik gesorgt.

Heckemann stellt in seinem Artikel Überlegungen zu einer erweiterten Präimplantationsdiagnostik an, um das Risiko der Geburt eines schwerst kranken Kindes zu vermindern. Gefettet schreibt er: “Ganz deutlich: Dies ist eine Vision, die möglich wird, wenn genetische Untersuchungen sehr viel preiswerter zu erbringen sind. Die gesellschaftliche und ethische Diskussion darüber ist natürlich vorher zu führen!” Zum heutigen Zeitpunkt gebe es allerdings noch gar nicht die Notwendigkeit, diese Diskussion zu führen, “denn eine solche Idee würde momentan noch an den immensen Kosten scheitern”. Dies müsse jedoch nicht so bleiben.

Auch Sachsens katholischer Bischof Heinrich Timmerevers hatte Heckemanns Äußerungen scharf kritisiert: “Sie rufen Assoziationen an dunkelste Kapitel deutscher Geschichte wach und sind mit Wert und Würde des Lebens jedes einzelnen Menschen unvereinbar.” Er weise dessen Überlegung und Formulierungen “mit ihren Bezügen zur Eugenik” entschieden zurück.