Jedes dritte Kind in Sachsen-Anhalt zwischen sechs und 14 Jahren ist laut Barmer-Arztreport ist von psychischen Leiden betroffen. Deshalb startet das Land zusammen mit der Barmer-Krankenkasse und der Unfallkasse Sachsen-Anhalt ein Präventionsprogramm. Es soll die psychische Gesundheit an Schulen verbessern, sagte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) am Mittwoch bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung in Magdeburg. Ziel des Programms „MindMatters“ (deutsch: Auf die Psyche kommt es an) sei, dass sich alle in der Schule sicher und wertgeschätzt fühlen, sagte Feußner. Dies sei die Grundlage für gute Bildung und Schulerfahrung.
Zudem kündigte die Ministerin an, die Stellen in der schulpsychologischen Beratung im Landesschulamt aufzustocken. Zu den aktuell 26 Mitarbeitern sollen in diesem Jahr fünf weitere hinzukommen, im kommenden Jahr sollen nochmals sechs zusätzliche Stellen geschaffen werden.
Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer Sachsen-Anhalt, sagte, Jugendliche litten vor allem unter Depressionen und Verhaltensstörungen. Vor zehn Jahren sei nur jedes vierte Kind betroffen gewesen. Mit diesen Zahlen liegt Sachsen-Anhalt im bundesweiten Durchschnitt. In Niedersachsen seien gut 33 Prozent der Kinder von psychischen Leiden betroffen. Damit erreicht das Bundesland laut Barmer-Arztreport den höchsten Wert bundesweit. In Sachsen-Anhalt sind es demnach 31 Prozent, Sachsen und Thüringen folgen knapp dahinter mit jeweils 30 Prozent.
Diese Entwicklung habe bereits vor der Corona-Pandemie begonnen. Inwiefern die Schulschließungen während der Lockdowns die psychische Gesundheit der Jugendlichen beeinträchtigt haben, dazu gebe es noch keine validen Daten, so Wiedemann weiter. „Wir müssen an das Thema Corona nochmals ran“, sagte der Barmer-Geschäftsführer.
Das von der Leuphana Universität Lüneburg weiterentwickelte Programm „MindMatters“ soll insbesondere die Lernbedingungen für Schülerinnen und Schüler sowie die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte verbessern, hieß es. „Psychische Gesundheit und seelisches Wohlbefinden sind die Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen und Lehren“, sagte Feußner. Daher wolle man mit dem Projekt eine gute Schulumgebung für alle Beteiligten schaffen.
Martin Plenikowski, Geschäftsführer der Unfallkasse Sachsen-Anhalt, lobte insbesondere die wissenschaftliche Fundierung des Programms durch die Lüneburger Universität, die „MindMatters“ nach eigenen Angaben regelmäßig nach Rückmeldungen aus den beteiligten Schulen evaluiert und die einzelnen Module entsprechend anpasst. Laut Plenikowski ist es Aufgabe aller gesetzlichen Unfallversicherungsträger, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu verhüten. Das Programm trage überdies zur Gewaltprävention an den Schulen bei.
Das in Australien entwickelte Programm „MindMatters“ gibt es seit 2003 in Deutschland. Sachsen-Anhalt ist laut Feußner das zwölfte Bundesland, in dem es eingeführt wird. Das Programm umfasst alle Schulformen von der Grund- bis zur Berufsschule und richtet sich in verschiedenen Modulen an Schüler, Lehrkräfte, Eltern und andere Beteiligte.