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Rushdie: Literatur erschafft Schönheit auch in hässlichen Zeiten

Der Schriftsteller Salman Rushdie sieht eine wichtige Funktion der Literatur darin, “Schönheit zu erschaffen”. Dies gelte “besonders in hässlichen Zeiten” von Kriegen, sagte er am Samstagabend bei der “Literaturgala” der Frankfurter Buchmesse mit Blick auf die Lage in Nahost und der Ukraine.

Der indisch-britische Autor erhält am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Auf die Frage, worüber er in seiner Dankesrede sprechen werde, sagte Rushdie: “Es ist ein Friedenspreis. Ich denke, ich werde über Frieden reden.”

Im August 2022 war der von Islamisten bedrohte Schriftsteller in den USA auf offener Bühne mit einem Messer angegriffen worden. Rushdie (76) ist seitdem auf dem rechten Auge blind. Seit dem Attentat hat er nur wenige öffentliche Auftritte wahrgenommen.

Auf die Frage, wie er mit Angst umgehe, sagte Rushdie: “Stecke die Angst in ein kleines Kästchen und stelle es in eine Ecke des Raumes. Dann genieße deinen Tag.” Rushdie sagte, er lebe seit rund 30 Jahren mit der Angst. 1989 hatte ihn der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini mit einer Fatwa zum Tode verurteilt und Rushdies Roman “Die satanischen Verse” verdammt. Jahrelang lebte der Autor unter Polizeischutz in verschiedenen Verstecken.

Rushdie hat sich trotz aller Widrigkeiten in seinem Leben seinen Sinn für Humor bewahrt. Auf die Frage, wie wichtig gerade diese Eigenschaft im Zusammenleben sei, betonte er, Heuchelei und Bosheit seien das Gegenteil von Humor. “Ich denke nicht, dass Hitler viele Witze gerissen hat”, sagte Rushdie.

Die “Literaturgala” war Rushdies einziger Auftritt bei der Buchmesse vor Lesepublikum – rund 1.000 Menschen waren in das Congress Center der Messe Frankfurt gekommen. Sie verabschiedeten Rushdie nach seinem Auftritt mit tosendem Applaus.

Am Freitag hatte Rushdie seinen ersten Auftritt bei der diesjährigen Buchmesse – und zwar in einem Pressegespräch mit mehreren Dutzend Journalisten. Er war zuletzt vor acht Jahren auf der weltgrößten Bücherschau in Frankfurt zu Gast, damals als Sprecher der Eröffnungspressekonferenz der Buchmesse. Der Iran hatte jene Buchmesse wegen Rushdies Teilnahme boykottiert.