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Ruhr. Rad. Und weg

Die Heimat per Fahrrad: Der Ruhrtalradweg führt vom Bächlein im Sauerland zum größten Binnenhafen der Welt, durch Fachwerkidyll und Industriekultur – ein Erlebnis

„Die Ruhr gibt unserer Heimat den Namen“, sagt Harry Benfer aus Bochum. „Da muss man sich den Fluss doch mal genauer ansehen.“ Mit seinem Kumpel Christian Baumeister ist er auf dem Ruhrtalradweg unterwegs. Begonnen haben sie mit ihrer Tour in Winterberg. „Das ist Pflicht für jeden Ruhrpottler, mal zur Quelle zu fahren.“ Beide haben einen Schluck aus der Quelle getrunken und sich bei heißen Temperaturen gegenseitig nass gemacht. „Ruhrtaufe“, nennt es Christian Baumeister. „Muss sein.“
Westfalen und Lippe – da gibt es einige herrliche Radwege. Zu den schönsten gehört der insgesamt rund 235 Kilometer lange Ruhrtalradweg von Winterberg nach Duisburg. Man kann es so machen wie die beiden Bochumer und sich ein paar Tage Zeit nehmen für die gesamte Strecke. Aber der Weg bietet auch gute Möglichkeiten, nur einzelne Etappen zu fahren. Es gibt immer wieder Parkplätze, wo man das Auto abstellen kann und ein Stück hin und zurück radelt.
Oder aber man parkt das Auto an einem Bahnhof, fährt mit dem Rad eine Strecke und kommt mit der Bahn zurück. Dafür ist ein Blick auf das Streckennetz der Bahn sinnvoll. Fast in allen Orten entlang der Ruhr gibt es Bahnhöfe. Aber für manche Streckenabschnitte muss mann mehrmals umsteigen, für andere gar nicht. So verkehrt zum Beispiel ein Zug ohne Umstieg zwischen Olsberg und Neheim-Hüsten. In Neheim-Hüsten kann man gut parken, mit dem Zug nach Olsberg, Meschede, Freienohl oder Arnsberg fahren und dann zurück radeln.
„In Meschede lohnt auf jeden Fall ein Abstecher in die Abtei Königsmünster“, empfiehlt Harry Benfer. Unterwegs gibt es in den netten Dörfern und Städtchen viele Möglichkeiten für eine Pause. Auch die Ruhr lädt ein, sich abzukühlen und macht Lust auf ein Picknick am Ufer. Das wollen die beiden Radler aus Bochum nicht versäumen. Also runter mit Schuhen und Socken und auf ins kühle Nass. Dabei erzählen sie munter weiter.
Der erste Abschnitt ab Winterberg sei hügelig. „Aber man wird belohnt. Manchmal haben wir das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen, weil es so lange bergab ging“, schwärmt Harry Benfer. Überhaupt sei die Strecke idyllisch bis auf ein kleines Stück nach Meschede, wo man den Radweg an der Bundesstraße entlangfährt.
Das nächste Ziel ist für Benfer und Baumeister an diesem Tag Arnsberg. Dort wollen sie Pause machen. Und dann mal sehen. Sie haben Zeit, wollen sich treiben lassen.
Auf das Stück durch das Ruhrgebiet freuen sie sich schon. Eine Radlerin, die auf einer Tagestour unterwegs ist, kennt den Radweg im Ruhrgebiet. Sie sagt: „Die meiste Zeit fährt man im Grünen, die Ruhrauen sind sehr schön. Man hat nicht das Gefühl, durch das Ruhrgebiet zu fahren.“ Das macht den beiden Bochumern gleich noch mehr Lust.
Natur ist ihr Stichwort. „Die Radwege sind meist sehr gut ausgebaut. Ein Teil ist geschottert“, sagt Christian Baumeister. Das gefällt den beiden. „So ein Schotterweg durch den Wald gibt mir erst recht das Gefühl von Natur“, sagt Harry Benfer. „Großartig.“
Mit seinen bunten Schildern (siehe Foto) ist der Ruhrtalradweg gut ausgeschildert und leicht zu finden. Eine Landkarte ist nicht unbedingt nötig, aber dennoch empfehlenswert. Zumal spezielle Radtourenbücher auch angeben, wo es Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten gibt.
Was allerdings nicht in einem Reiseführer steht, sind die Kunstprojekte, auf die man unterwegs trifft. So gibt es derzeit zum Beispiel vor Arnsberg Stühle aller Art am Radweg zu bewundern. Auf der gesamten Strecke zwischen Winterberg und Duisburg zieren 17 Kunstwerke den Radwanderweg. Natur, Kultur und Bewegung – rauf aufs Rad.

Buchtipp: Ruhrtalradweg. Vom Sauerland an den Rhein. bikeline Radtourenbuch. Verlag Esterbauer, 100 Seiten, 13,90 Euro.