Das Museum Friedland bei Göttingen verfügt seit kurzem über ein Exponat, das ein deutscher Soldat in sowjetischer Kriegsgefangenschaft offenbar als Versteck für geheime Nachrichten und Geld genutzt hat. Es handele sich um eine Bürste mit Borsten an der Unterseite und einem hölzernen Griff, teilte das Museum am Mittwoch mit. Erst bei genauerem Hinsehen fielen kleine Schrauben auf der Oberseite auf. Würden diese gelöst, lasse sich der obere Teil der Bürste öffnen wie ein Schatullendeckel, und eine Aussparung im Holz werde sichtbar.
In der Bürste seien zur allgemeinen Überraschung russische Rubel versteckt gewesen, hieß es weiter. Normalerweise würden solche Verstecke von Gefangenen genutzt, um Nachrichten an andere Gefangene oder Kontaktpersonen nach außen zu übermitteln.
Die Bürste stammt den Angaben zufolge aus dem Nachlass eines Spätheimkehrers, der im Oktober 1955 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde und im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen ankam. Nach dem Besuch des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer (CDU) in Moskau im September 1955 wurden im Oktober die letzten noch in Lagern internierten Kriegsgefangenen entlassen.
Das Museum Friedland wurde im März 2016 im historischen Bahnhof von Friedland eröffnet und zählte bislang etwa 70.000 Besucher. In seiner Dauerausstellung nimmt die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen, Vertriebenen und Spätaussiedlern im Lager Friedland breiten Raum ein. Seit seiner Gründung im Jahr 1945 haben rund 4,5 Millionen Menschen das Lager durchlaufen. Ein zweites Museumsgebäude befindet sich im Bau. Es soll vor allem die jüngere Geschichte der Migration nach Deutschland über Friedland seit 2015 präsentieren.