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Roth findet Kritik an ihrem Erinnerungskonzept “absurd”

Kulturstaatsministerin Roth ist für ihren Vorschlag zur künftigen Gedenkstättenarbeit harsch kritisiert worden. Nun verteidigt sie sich dagegen. Am Donnerstag kommen die Beteiligten zu Gesprächen zusammen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat Kritik an ihrem Vorschlag für die künftige Gedenkstättenarbeit in Deutschland zurückgewiesen. Der Vorwurf, ihr Papier könne Anlass zur Relativierung des Holocaust bieten, sei “nun wirklich absurd”, sagte Roth im Gespräch mit der Wochenzeitung “Die Zeit” (Donnerstag) laut Vorabmeldung. Es gehe ihr gerade darum, der Tendenz zu einer “Entsorgung von Geschichte” etwas entgegenzusetzen, sagte die Ministerin. Sie verwies dabei auf Äußerungen aus den Reihen der AfD.

Die aus ihrer Sicht schroffe, fast schrille Reaktion auf ihr Konzept habe sie erstaunt, so Roth. Dabei wolle sie den Gedenkstätten für die NS-Verbrechen und SED-Diktatur nichts wegnehmen. “Dabei geht es ums Gegenteil, um eine Erweiterung des Blicks: auf die Demokratiegeschichte, die Kolonialgeschichte, die Migrationsgeschichte”.

Seit Februar läuft eine hitzige Debatte zum Umgang mit der Erinnerungskultur sowie den Gedenkstätten in Deutschland. Die Kulturstaatsministerin wünscht sich ein neu überarbeitetes Rahmenkonzept, wie es auch der Koalitionsvertrag vorsieht. Das bestehende Konzept ist von 2008. Ein 43 Seiten umfassender Entwurf mit Neuerungen aus dem Hause Roth war im Februar öffentlich geworden.

Die Gedenkstätten hatten den Vorschlag Roths abgebügelt. Es sei unstrittig, dass es ein neues Konzept brauche, doch ein bisheriges intransparentes Vorgehen ohne breite öffentliche Beteiligung sowie der Inhalt des ersten Entwurfs aus dem Hause Roth blieben hinter den Erwartungen zurück, hatte der Verband der Gedenkstätten in Deutschland in einem eigenen Konzeptpapier erklärt: “Das Rahmenkonzept wirkt konzeptionell, sprachlich und förderpolitisch unausgegoren.”

Zugleich heißt es vonseiten der Gedenkstätten, dass sie die Aufnahme kolonialer Verbrechen als weitere Säule der Erinnerungskultur ausdrücklich begrüßten. Es dürfe aber durch eine mögliche Aufnahme weiterer Themenbereiche “keine inhaltlichen und förderpolitischen Schwerpunktverschiebungen zulasten der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte geben”.

Nun geht es im nächsten Schritt darum, die vorliegenden Papiere gemeinsam zu beraten. Der geplante Runde Tisch Gedenkstätten trifft sich am Donnerstag im Bundeskanzleramt.