Zu ihren Ahnen zählen Franz Liszt und Richard Wagner. Das kann Fluch und Segen zugleich sein, wie Nike Wagners Auseinandersetzung mit ihren Wurzeln zeigt. Nun wird die Botschafterin großer Komponisten 80 Jahre alt.
Nike Wagner, Nachfahrin der berühmten Komponisten Franz Liszt und Richard Wagner, wird am Pfingstmontag (9. Juni) 80 Jahre alt. Die Publizistin, Musik- und Theaterwissenschaftlerin war jahrzehntelang Intendantin bedeutender Kulturfestivals wie dem Kunstfest Weimar und dem Beethovenfest Bonn. Inzwischen ist sie vornehmlich publizistisch tätig und hält etwa Vorträge über Liszt (1811-1886) und Wagner (1813-1883). Ebenso setzte sie sich immer wieder kritisch mit dem “Wagner-Clan” auseinander.
Am 15. Mai wurde Nike Wagner mit dem “Franz Liszt Ehrenpreis” der “Neuen Liszt Stiftung” und der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar geehrt. Die mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin ist bereits Ehrendoktorin der nach ihrem Ururgroßvater benannten Musikhochschule.
Nike Wagner wurde am 9. Juni 1945 in Überlingen am Bodensee geboren. Die Tochter des Regisseurs Wieland Wagner (1917-1966) und der Tänzerin und Choreografin Gertrud Wagner geb. Reissinger (1916-1998) wuchs mit drei Geschwistern in “Villa Wahnfried” ihres Urgroßvaters Richard Wagner in Bayreuth auf. Sie studierte Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft unter anderem in Berlin, Paris, Wien und den USA. 1973 promovierte sie mit einer Arbeit über Karl Kraus und die Wiener Moderne.
Unter anderem wurde sie 1999 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 2003 Sachverständige der Enquete-Kommission “Kultur in Deutschland” des Deutschen Bundestages. 2012 ehrte sie die Pädagogische Hochschule Heidelberg mit einer Honorarprofessur. Von 2004 bis 2013 war Wagner künstlerische Leiterin des Kunstfestes Weimar, das sie Franz Liszt widmete. Von 2014 bis 2021 war sie Intendantin des Beethovenfestes Bonn.
Nike Wagner machte sich als Autorin zur europäischen Kultur- und Geistesgeschichte sowie mit der kritischen Auseinandersetzung zu ihrer Herkunftsfamilie einen Namen, etwa in “Wagner Theater” (1982) und “Über Wagner. Von Musikern, Dichtern und Liebhabern” (1995). Dabei geht es auch um die Frage nach Verquickungen mit dem Nationalsozialismus etwa durch die Freundschaft von Richard Wagners Schwiegertochter Winifred mit Hitler. Wiederholt kritisierte sie die Ausrichtung der Bayreuther Festspiele, um deren Leitung sie sich bewarb.