Die Evangelische Kirche im Rheinland berät auf ihrer diesjährigen Landessynode ab Sonntag in Düsseldorf über grundlegende Reformen ihrer Struktur und des kirchlichen Lebens. Es gehe darum, attraktivere Angebote für Menschen zu machen, die der Kirche eher distanziert gegenüberstehen, erklärte die zweitgrößte deutsche Landeskirche am Montag in Düsseldorf. Auch die Finanzentwicklung und der Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt stehen auf der Tagesordnung der einwöchigen Beratungen, die am 19. Januar enden.
„Wir stärken die Reformprozesse auf allen kirchlichen Ebenen“, kündigte der leitende Theologe der rheinischen Kirche, Präses Thorsten Latzel, an. So ist geplant, die Regeln für Gottesdienste und Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen und Abendmahl zu lockern. Die Gemeinden vor Ort sollen mehr Freiheit erhalten und zeitgemäße Lösungen finden können, die stärker der Lebensrealität entsprechen. Über dieses Thema werden lebhafte Diskussionen erwartet. Auch das Gremienwesen einschließlich der Synodenstruktur soll auf den Prüfstand kommen.
Zum nötigen Umbau der Kirche zählen die Verantwortlichen zudem die Aufgabe vieler Gebäude und einen Abbau von Pfarrstellen. Hintergrund ist die Abnahme der Mitgliederzahlen und der Finanzkraft. Hauptgrund für gesunkene Kirchensteuereinnahmen ist nach den Worten von Finanzchef Henning Boecker die wirtschaftliche Entwicklung, die sich stärker auswirke als der Mitgliederrückgang.
Wenige Tage vor der Veröffentlichung der ersten bundesweiten Studie externer Wissenschaftler zu Missbrauch in evangelischer Kirche und Diakonie befasst sich das Kirchenparlament auch mit dem Thema Missbrauch. Bei der vor zwei Jahren eingerichteten Meldestelle der rheinischen Kirche gingen bis Mitte Dezember 87 Meldungen ein. „Uns ist wichtig, dass wir wirklich konsequent die Perspektive der Betroffenen ernst nehmen und nicht nur von einzelnen Fällen, Zahlen, dabei sprechen“, sagte Präses Latzel. Hinter jedem gemeldeten Fall stehe ein menschliches Schicksal.
Die Landessynode diskutiert auch über eine Reihe weiterer Vorlagen und verabschiedet Kirchengesetze und den Haushalt. Politische Themen sind etwa der Flüchtlingsschutz an den EU-Außengrenzen und Antisemitismus.
Die rheinische Kirche ist mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Sie erstreckt sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland und ist gegliedert in 37 Kirchenkreise mit 605 Gemeinden. Oberstes Beratungs- und Entscheidungsorgan ist die Landessynode mit derzeit 198 stimmberechtigten Mitgliedern.