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Rettungsschiff “Open Arms” erneut in Italien festgesetzt

Das Rettungsschiff darf seinen Hafen in Italien für 20 Tage nicht verlassen – weil die Besatzung mehrere Booten nacheinander half. Es ist nicht die erste Schikane der italienischen Regierung.

Die Open Arms hat hunderte Menschen im Mittelmeer gerettet (Archiv)
Die Open Arms hat hunderte Menschen im Mittelmeer gerettet (Archiv)Imago / CrowdSpark

Wegen mehrfacher Rettungen von Geflüchteten hat Italien das spanische Schiff „Open Arms“ festgesetzt. Es dürfe den toskanischen Hafen von Carrara für 20 Tage nicht verlassen, teilte die Organisation Open Arms mit. Zugleich hätten die Behörden eine Geldstrafe von 10.000 Euro verhängt. Die Besatzung hatte in drei Einsätzen 176 Schutzsuchende gerettet, die in Seenot geraten waren. Laut einem neuen Dekret der rechtsnationalistischen Regierung müssen die Schiffe von Hilfsorganisationen direkt nach der ersten Rettung den zugewiesenen Hafen ansteuern, auch wenn in der Nähe weitere Boote in Not sind.

Der Organisation zufolge verhörten die Behörden den Kapitän der „Open Arms“ und den Rettungs-Koordinator sechs Stunden lang, nach dem sie die Geflüchteten an Land gebracht hatten. „Wieder einmal ermittelt die Regierung gegen diejenigen, die Leben retten, verhängt Geldstrafen und nehmen sie fest.“ Open Arms werde sich dieser ungerechten Strafe beugen und das Bußgeld bezahlen, auch wenn die Besatzung lediglich ihre Pflicht nach internationalem Seerecht erfüllt habe.

Italien geht drastisch gegen Seenotretter vor

Die italienische Regierung geht zunehmend drastisch gegen private Seenotretter vor. Neben hohen Geldstrafen und Festsetzungen weisen die Behörden den Rettungsschiffen meist sehr weit entfernte Häfen zu. Laut den Organisationen sollen sie damit über lange Zeit an weiteren Rettungen gehindert und zudem finanziell in Schwierigkeiten gebracht werden. Im August hatten die italienischen Behörden die „Open Arms“ schon einmal für 20 Tage festgesetzt.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.357 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt demnach vermutlich deutlich höher.