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Rentenversicherung leistete wenig Widerstand gegen NS-Diktatur

Auch im Bereich der Rentenversicherung gab es nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wenig Widerstand. Zu diesem Ergebnis kommt eine unabhängige wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der drei Regionalträger der Deutschen Rentenversicherung in Nordbayern, Schwaben und Bayern Süd, heißt es in einer Mitteilung der Rentenversicherung vom Donnerstag. Daraus entstanden ist ein Buch, das der Autor und Historiker Professor Marc von Miquel in Kirchseeon (Kreis Ebersberg) vorgestellt hat.

Die Verantwortlichen des NS-Staats machten sich nach der Machtergreifung die vorhandenen Strukturen der drei damaligen Landesversicherungsanstalten für ihre Zwecke zunutze. Ein Beispiel dafür sei die Praxis des Rentenentzugs, das anfangs gegen Andersdenkende als Druckmittel eingesetzt wurde, bald aber schon als systematische Schikane gegen Jüdinnen und Juden sowie sogenannte Staatsfeinde genutzt wurde. Auch der sogenannte Vertrauensärztliche Dienst habe sich an Diffamierung und Terror des NS-Staats beteiligt.

Widerstände habe es nur vereinzelt gegeben. Beeindruckend seien diesbezüglich etwa die Biografien der Gewerkschafter und Sozialdemokraten Gustav Schiefer sowie Max Peischel. Als engagierte Mitglieder der sogenannten Selbstverwaltung der Versicherungsanstalten seien beide während der NS-Zeit misshandelt und schikaniert worden. Gleichwohl oder gerade deswegen seien die beiden nach 1945 zu zentralen Figuren des Wiederaufbaus der in München beheimateten Landesversicherungsanstalt Oberbayern geworden.

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Bayern und Vorstandschefin der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd, Verena Di Pasquale, sagte: „Die Erkenntnisse dieses Buches sollten uns allen Mahnung und Aufforderung zugleich sein, wachsam zu bleiben und für unsere Werte – Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit – aktiv einzutreten.“ (00/2278/25.07.2024)