Artikel teilen:

Reli-Unterricht als Schutz vor Fundamentalismus

Präses Kurschus und Ministerin Löhrmann sehen Religionsunterricht positiv

SCHWERTE/VILLIGST – Der schulische Religionsunterricht trägt nach Ansicht der westfälischen Präses Annette Kurschus zum Abbau von Fremdenangst bei und fördert gegenseitigen Respekt. „Das Vertrautwerden mit den eigenen religiösen Traditionen ist ein Schutz gegen plumpen Fundamentalismus und gegen die dünnen und gefährlichen Phrasen religiöser Vereinfacher“, sagte Kurschus auf der Schulleiter-Tagung der westfälischen Kirche in der Evangelischen Akademie Villigst. Deshalb bräuchten Religion und Religionen einen festen Platz in der Öffentlichkeit und in öffentlicher Bildung.
Es wäre ein Fehler, wenn Staat und Gesellschaft „diese immense soziale und kulturelle Kraft“ ins Private abdrängen würden, warnte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen. Damit würden sie einen gesellschaftlichen Faktor, der die Wirklichkeit von Menschen mit präge, strukturell ignorieren und ihn in Hinterhöfe verbannen. Ein weltanschaulich neutraler Staat brauche das Mitwirken der verschiedenen Weltanschauungen an der öffentlichen Debatte.
Die Fremde und das Fremde seien im Judentum und im Christentum besondere Begegnungsorte und Erscheinungsweisen Gottes, denn sie verkörperten sein unbestimmbares Wesen, erläuterte Kurschus.
Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bezeichnete den Religionsunterricht an den Schulen als hohes Gut. Er eröffne jungen Menschen die Möglichkeit, eine neue Dimension von Spiritualität zu entdecken und könne sie möglicherweise davon abhalten, sich zu radikalisieren, sagte sie. Dabei distanzierte sie sich von dem laizistischen Religionsverständnis in Frankreich, wo Religionsunterricht nur an Privatschulen stattfindet. Gleichzeitig stellte die Grünen-Politikerin klar, dass es nicht nur christlichen und jüdischen Religionsunterricht an den Schulen geben dürfe. „Das Grundgesetz garantiert Religionsfreiheit“, betonte sie. Die Schule vertrage viele Religionen, solange man sich in gegenseitigem Respekt begegne.
Der evangelische Theologieprofessor Christian Grethlein von der Universität Münster sprach sich derweil für die Erprobung neuer Formen des Schulgottesdienstes aus. So habe man in Münster gute Erfahrungen mit interreligiösen Feiern gemacht, bei denen verschiedene Religionsgemeinschaften in gegenseitigem Respekt zusammen feierten. epd