Die Emder Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer hat mehr Konfliktfähigkeit in der Kirche angemahnt. Die ForuM-Studie zum sexuellen Missbrauch in der Kirche habe der Kirche „überdeutlich den Spiegel vorgehalten“, sagte die leitende Theologin des evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland-Ems am Sonntag laut Predigtmanuskript in Emden: „Eine Kultur der Konfliktvermeidung, ein Selbstbild, die gute Kirche zu sein mit sicheren Räumen und einer Atmosphäre der Geborgenheit, in der einander auf Augenhöhe begegnet wird, hat Machtmissbrauch und Fehlverhalten gedeckt und das Böse erst recht ermächtigt.“
Wo sich Menschen versammeln, brauche es Strukturen, betonte die Theologin. Regeln seien hilfreich, wenn es um Konflikte und um gelingendes Zusammenarbeiten gehe. „Sie dienen der Gemeinschaft, weil sie nicht die Opfer des Bösen ausschließen, sondern die Täter.“
Die Bibel gebe dafür ein Eskalationsmodell vor, das von der persönlichen Ansprache bis zur Trennung reiche. Werden Schwächen oder Probleme erkannt, müssten diese offen angesprochen werden. „Darüber Hinwegsehen heißt auch alleinlassen, jemanden allein verloren gehen lassen.“ Dazu seien klare Worte nötig, aber auch die helfende Hand.
Wenn dies nicht funktioniere, müsse auch eine Trennung möglich sein, unterstrich die Regionalbischöfin. „Dieses Recht hat eine Gemeinde. Es ist oft missbraucht worden. Im Falle von sexualisierter Gewalt aber hätte es retten können. Täterinnen und Täter können nicht Teil einer Gemeinde bleiben, wenn sie nicht umkehren.“