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Reformierte beraten neue Strukturen für eine “Kirche in der Region”

Die Evangelisch-reformierte Kirche diskutiert eine grundlegende Änderung ihrer Arbeit und Struktur. „Wir müssen den Blick weiten von der Ortsgemeinde hin zu einer Kirche in der Region“, sagte Vizepräsident Helge Johr vor der in Emden tagenden Gesamtsynode seiner Kirche. Angesichts des Mitgliederrückgangs und absehbar sinkender Einnahmen müsse gehandelt werden. Die Synode endet am Freitag.

Rund 80 Prozent der reformierten Kirchengemeinden in Deutschland seien so klein, dass sie keine volle Pfarrstelle beanspruchen könnten. Fast die Hälfte der Gemeinden habe nur so wenige Mitglieder, dass ihnen nicht einmal eine halbe Pfarrstelle zustehe, erläuterte Johr. Deshalb müssten sich mehrere Gemeinden eine Pfarrperson teilen. „Mitunter zerren drei bis vier Gemeinden an einem Pastor oder einer Pastorin.“ Dies führe zu einer Überlastung und einer Konzentration auf die Kerngemeinde. Damit schwinde auch die Sichtbarkeit der Kirche im Ort.

Johr schlug vor, Gemeindeverbände zu bilden, in denen mehrere Pastorinnen und Pastoren angestellt sind. Diese und andere Berufsgruppen könnten dann die Gemeinden in einer Region nach Arbeitsschwerpunkten versorgen und mit anderen gesellschaftlichen Akteuren vor Ort zusammenarbeiten. Die Synodalen diskutierten in Arbeitsgruppen den möglichen Entwicklungsprozess. Beschlüsse sind bei dieser Synodentagung nicht vorgesehen.

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden forderte in diesem Zusammenhang eine Reform in der Ausbildung des theologischen Nachwuchses. Er müsse lernen, sein theologisch-wissenschaftliches Wissen auf die heutige Lebenswirklichkeit zu übertragen.

Auch das Berufsbild des Pfarrers und der Pfarrerin müsse sich wandeln: Aus den derzeitigen „Allroundern“ für alle Aufgaben und Probleme in der Ortsgemeinde sollten theologisch-seelsorgerliche Expertinnen und Experten mit besonderen Kompetenzen werden, sagte die Kirchenpräsidentin. Sie müssten im Team arbeiten können und im Sozialraum präsent sein. Die letzte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung habe gezeigt, wie wichtig gelingende Begegnungen außerhalb der Kerngemeinde seien. Dies sei etwa in der Sonderseelsorge in Krankenhäusern, Altenheimen oder in den Schulen möglich.