Reformationsjubiläum (diverse UK-Ausgaben in 2017)
Bei Jubiläen wird im Rückblick auf das Vergangene und im Abgleich vom Damals zum Heute meist auch Bilanz gezogen. Das gilt auch für kirchliche Jubiläen, also auch für das Jubiläum „500 Jahre Reformation“.Dabei ging es bei der Reformation kurz gesagt damals darum, in der Rückbesinnung auf die wahren Werte zum Wort Gottes zurückzukehren, wobei die Erkenntnisse dieser Rückbesinnung in den bekannten vier „Soli“ und viermaligem „Allein“ – Schrift, Christus, Gnade, Glaube – Grundlage, Fundament und „basics“ der Reformation wurden.
Fünfhundert protestantische Kirchen-Jahre danach muss man heute beim Jubiläums-Rückblick und Bilanz-Ziehen mit großem Bedauern feststellen, dass die Fundamente und Säulen der vier „Soli“, besonders im Verlauf der letzten Jahrzehnte, inhaltlich entkernt, beschädigt und sogar umgestürzt wurden, was in Lehre und Verkündigung negative Wirkungen, Folgen und Auswirkungen hatte – und hat.
So wird beispielsweise innerhalb der modernistischen Theologie und der historisch-kritischen Bibelauslegung die Inspiration der Schrift, die Trinität, die Wunder, die Gottheit und die Auferstehung Jesu als Antithese und im krassen Gegensatz zu den „basics“ der reformatorischen „Soli“ geleugnet beziehungsweise in Frage gestellt, und so von Kathedern gelehrt, und von Kanzeln gepredigt.
Dazu kommt, dass sich die evangelische Kirche immer mehr dem Zeitgeist angepasst hat, was zu einer „Verweltlichung von innen“ geführt hat, wobei die in Gottesdiensten und Versammlungen nicht zu übersehende „Kirchen-Leere“ auch Folge dieser angepassten „Kirchen-Le(h)re“ ist, da auf der Suche der Menschen nach Lebenssinn, Wegweisung und Orientierung die bekannte Liedsequenz: „Sie suchen, was sie nicht finden …“ allzu oft Ergebnis ihrer Suche ist, und sie deswegen anderswo suchen. Dazu sei hier dankbar vermerkt, dass es in verschiedenen, so auch in meinem und unserem Kirchenkreis, diesbezüglich anders aussieht.
Damit die EKD, die Evangelische Kirche in Deutschland, in der Erfüllung ihres Auftrages auch zukünftig noch Jubiläen feiern kann, ist ihr zu wünschen, dass sie unter dem Motto „Zurück nach vorn“ auf der Basis der reformtorischen „Soli“ – Schrift, Christus, Gnade, Glaube – einen neuen reformatorischen Aufbruch startet, bei dem das Evangelium Gottes mit seiner heilsbringenden und allein seligmachenden Botschaft zentral in den Mittelpunkt gestellt, unverkürzt gepredigt, auch vom Ballast mancher Verwirrung und Verirrung befreit, im wahrsten Sinne des Wortes zu den Menschen (hin)gebracht wird.
Diese Kirche, die Kirche der Protestanten, braucht, wie bei ihrem Start und Anfang vor fünfhundert Jahren, wieder eine Rückbesinnung auf die wahren Werte, auf das Fundament und auf die „basics“ des Wortes Gottes, wobei die oberste These dieser Reformation dann lauten sollte: „Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit!“
Ein „Weiter-So!“, wie bisher, wird den Negativ-Trend weiter fortführen – und hat keine Zukunft.
Gerhard Henrich, Lüdenscheid