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Reden zwischen Himmel und Erde

„Nauf zu Gott mit Pfarrer Schott“ ist das Motto von Seelsorgefahrten im Riesenrad des Nürnberger Winterdorfs. Hannes Schott, Pfarrer der evangelischen Jakobskirche, will sie an den Mittwochen bis Weihnachten jeweils zwischen 12 und 13 Uhr anbieten und bei den Fahrten in der Gondel mit Menschen ins Gespräch kommen. Die Winterdorf-Betreiber hätten seinen Vorschlag sehr gerne angenommen und sogar schöne Plakate für ihn gedruckt, erzählt Schott.

epd: Herr Schott, wie soll eine Seelsorgefahrt ablaufen?

Hannes Schott: Am ersten Mittwoch ist noch niemand mit mir mitgefahren, aber ich stand vor dem Riesenrad und habe Gespräche mit Menschen geführt. Vielleicht wird am nächsten Mittwoch, wenn die Aktion etwas bekannter ist, jemand mit mir in der Gondel fahren. Am ersten Tag haben jedenfalls viele Leute die Aktion gelobt und fanden es cool, dass die Kirche so etwas anbietet. Ich werde also nächste Woche wieder am Riesenrad stehen – aber dieses Mal werde ich mich wärmer anziehen, denn nach der Stunde war ich sehr durchgefroren.

epd: Wie kamen Sie auf die Idee, hoch hinaufzufahren?

Hannes Schott: Wir haben in St. Jakob die „Offene Tür – Cityseelsorge“. Die findet im geschützten Raum mit psychologischen Profis statt. Ich wollte mal etwas anderes machen. Der Christkindlesmarkt und seit vergangenem Jahr auch das Winterdorf treiben unendlich viele Leute nach Nürnberg rein. Ich glaube, dass dabei auch ein paar Leute sind, die sonst mit Kirche nichts zu tun haben, aber gerade im Urlaub vielleicht Zeit haben, sich auch mit dem Glauben zu beschäftigen. Und vielleicht kommen die mit mir in der Gondel ins Gespräch. Eine Fahrt dauert zehn Minuten – in dieser Zeit löst man nicht die Probleme der Menschen. Wenn ich merke, dass ein Bedürfnis nach einem längeren Gespräch da ist, müssen wir einen neuen Termin vereinbaren, dann aber am besten nicht in der Gondel.

epd: Sie sind schon ein paarmal Probe gefahren. Was denken Sie, wenn Sie so hoch über der Jakobskirche schweben?

Hannes Schott: Ich denke, hoffentlich sind alle Dachziegel da, wo sie sein sollen, und hoffentlich sehe ich nichts am Dach, was gemacht werden muss. Aber natürlich ist es auch ein erhebendes Gefühl, so einen mächtigen Kirchenbau von oben zu sehen und zu denken, „dafür bist du jetzt zuständig“. Im Riesenrad hat man jedenfalls einen weiten Blick, und ich hoffe, dass dabei auch die Gedanken ganz weit werden, jemand mir auch erzählt, was ihm auf dem Herzen liegt – und es dann oben bei Gott abgeben kann. Oder es kommt jemand mit Angst vor dem Riesenradfahren – da ist ein Pfarrer natürlich eine gute Begleitung. (00/3684/21.11.2024)