Sehr viele Menschen erfahren gesellschaftliche Diskriminierung. Weil sie Frauen sind, weil sie eine Behinderung haben, weil sie schwul, lesbisch oder trans sind, weil sie alt sind oder arm. Eine besonders perfide Form von Diskriminierung ist allerdings der Rassismus. Sozial konstruiert und in der Kolonialzeit als „Rassenlehre“ systematisiert, ist Rassismus hochproblematisch und menschenverachtend.
Ohne Rassismuserfahrung kein Bewusstsein
Weiße Menschen wissen in der Regel nicht, welche Privilegien sie haben, wie sie sogar hin und wieder von Rassismus profitieren. Diejenigen, die keine Rassismuserfahrungen machen, sind sich des Problems überhaupt nicht bewusst. Auch dann nicht, wenn sie sich selbst rassistisch verhalten. Und das passiert sehr oft. Studien bestätigen immer wieder, dass rassistisches Denken noch tief in unseren Köpfen steckt, weil wir alle rassistisch sozialisiert sind.
Rassismus: Weiß-Sein ist normal
Die US-amerikanische Sozialwissenschaftlerin Robin DiAngelo hat darüber geforscht, was es bedeutet, dass wir in einer Gesellschaft aufwachsen, die das Weiß-Sein zur Norm erklärt. Es bedeutet nämlich zum Beispiel, dass wir schlicht keine Erfahrung darin haben, Menschen wirklich als Gleiche zu betrachten. Niemand kann von sich behaupten, keine rassistischen Gedanken zu haben. Wir alle wachsen von klein auf mit rassistischen Vorurteilen auf.
Wer selbst weiß ist, kann nicht nachvollziehen, wie sich Nicht-Weiße aktuell in Deutschland fühlen. Die Debatten um Rassismus innerhalb unserer Gesellschaft nehmen die, die nicht davon betroffen sind, meist als übertrieben und unnötig wahr. Dabei ist Rassismus mehr als offensichtliche Gewalt, Beleidigungen, offene Anfeindungen – das ist nur eine (radikale) Ausprägung von Rassismus.

Viel häufiger ist der subtile Alltags-Rassismus. Etwa, wenn sich jemand in der Bahn von einer Frau mit Kopftuch wegsetzt. Oder der Türsteher im Club denjenigen den Eintritt verwehrt, die als nicht-deutsch wahrgenommen werden. Oder eine schwarze Person unvermittelt gefragt wird, woher sie eigentlich ursprünglich kommt, obwohl sie beispielsweise in Köln geboren wurde. Diese Frage nach der Herkunft, allein wegen des Aussehens, vermittelt dem Gegenüber, dass er oder sie anders ist und aus diesem Grund nicht dazugehört.