Rabbinerin Esther Jonas-Märtin ist überzeugt, dass muslimischer Antisemitismus nicht so stark wäre, wenn die deutsche Gesellschaft ihm etwas entgegengesetzen würde. Stattdessen erlebt sie Verschwörungstheorien.
Aus Sicht der Leipziger Rabbinerin Esther Jonas-Märtin hätte muslimischer Judenhass keine Chance, wenn die anderen Teile der Gesellschaft ihm etwas entgegensetzen würden. “Muslimischer Antisemitismus würde wenig fruchtbaren Boden finden, wenn alle anderen bei sich selbst aufräumen würden”, sagte die Gründerin des Jüdischen Lehrhauses Beth Etz Chaim dem Berliner “Tagesspiegel” (Freitag). Man sei den “latenten Antisemitismus” in der Bundesrepublik aber nie ernsthaft angegangen.
Nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 habe sie erlebt, wie sonst am Judentum interessierte Nicht-Juden auf Distanz zu ihrem Lehrhaus gegangen seien. “Einige sagten mir, sie hätten das Gefühl, jetzt mit Juden befreundet zu sein, wäre ungünstig.” Außerdem erlebt Jonas-Märtin auch bei Leuten aus ihrem persönlichen Umfeld einen Hang zu Verschwörungstheorien. “Das sind in den meisten Fällen keine Muslime.”
Jonas-Märtin kam 1974 in Leipzig zur Welt. Sie absolvierte ihr Rabbinats-Studium in Jerusalem und Los Angeles und ist assoziiertes Mitglied der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland.