In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Pflege Experten zufolge verbessert, doch es gibt weiterhin erhebliche Probleme. Das geht aus dem 4. Qualitätsbericht des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes der Krankenkassen (MDS) hervor, der in Berlin vorgestellt wurde. Fortschritte gibt es demnach bei der Vorbeugung und Vermeidung von Druckgeschwüren sowie bei der Versorgung mit Essen und Getränken.
Besonders kritisch sehen die Prüfer jedoch, dass 12,5 Prozent der Senioren durch Gurte oder Bettgitter fixiert werden. Das sei zwar weniger als vor drei Jahren (20 Prozent), doch immer noch zu viel. Das Ziel müsse sein, möglichst keine freiheitsentziehenden Maßnahmen anzuwenden, sagte einer der Autoren der Studie, Jürgen Brüggemann. Wundversorgung und Umgang mit Medikamenten haben sich verbessert. In der ambulanten Pflege wird jedoch nur bei zwei Dritteln der Pflegebedürftigen erfasst, unter welchen Schmerzen sie leiden; entsprechend fehlt es an einer Schmerztherapie. In den Heimen ist jeder Fünfte bezüglich Schmerzen unterversorgt. Vor drei Jahren waren die Ergebnisse noch deutlich schlechter.
Dem Bericht zufolge sind rund zwei Drittel der Heimbewohner und ein Drittel der ambulant versorgten Personen demenzkrank. Ihre Zahl hat sich weiter erhöht. Insgesamt beziehen in Deutschland rund 2,6 Millionen Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung, weil sie nicht mehr allein zurechtkommen oder bettlägerig sind. Zwei Drittel werden zu Hause von Angehörigen und Pflegediensten versorgt, ein Drittel in Heimen. Bei drei Vierteln der Heimbewohnern wird heute gegen Wundliegen vorgesorgt. Der Anteil der wund gelegenen Patienten ist im selben Zeitraum von 4,4 auf 3,8 Prozent zurückgegangen. Beim Essen und Trinken erhalten 90 Prozent der alten Menschen heute die Hilfe, die sie brauchen; jeder Zehnte ist aber immer noch unterversorgt. Vor drei Jahren war es noch jeder Fünfte. Gernot Kiefer vom GKV-Spitzenverband sagte, die Prüfungen führten zwar zu einer besseren Pflege, doch gebe es keinen Grund sich zurückzulehnen.
„Die Schmerztherapie in Heimen bleibt weiterhin mangelhaft“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. 54 000 Schmerzpatienten erhielten keine angepasste Hilfe. Er rügte zudem, dass 8200 Menschen ohne richterliche Genehmigung fixiert wurden: „Das sind Straftaten, die aber vom Medizinischen Dienst nicht angezeigt werden.“
Anne Linneweber, Vorsitzende des Fachausschusses Altenhilfe in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, äußerte sich zufrieden mit den Ergebnissen. Trotz schlechterer Bedingungen für das Personal und weiterhin zeitraubender Bürokratie sei es gelungen, „die Versorgungsqualität zu verbessern“. Sie regte außerdem an, den bestehenden Pflege-TÜV abzuschaffen, weil er „Verbraucher in die Irre führt“. Die Zukunft der Qualitätsberichterstattung liege in der Veröffentlichung von tatsächlichen Versorgungsergebnissen.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe zeigte sich ebenfalls zufrieden. Zugleich wies Präsidentin Christel Bienstein jedoch darauf hin, „dass noch viel zu tun bleibt, zumal der Versorgungsbedarf immer komplexer wird“. Es müsse nach den Gründen gesucht werden, warum etwa noch Probleme in den Bereichen Wundversorgung, Schmerzmanagement und Medikamentengabe auftauchten. Bienstein betonte, die Studie habe erneut gezeigt, „dass zu einer guten Versorgung eine angemessen hohe Anzahl gut qualifizierten Pflegefachpersonals gehört“.