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Psychologin: Helfen hilft einem auch selbst – und ist ansteckend

Haben Sie heute schon jemandem die Tür aufgehalten? Solche Gesten machen sich im eigenen Körper bemerkbar, wie eine Forscherin sagt. Wer anderen hilft, tut sich demnach auf mehrfache Weise selbst etwas Gutes.

Helfen ist gesund – davon ist die Psychologin Anne Böckler-Raettig überzeugt. Die an der Universität Würzburg lehrende Professorin erklärte in der aktuellen Ausgabe der “Apotheken-Umschau” aus Baierbrunn bei München: “Wir fühlen uns dadurch anderen Menschen verbunden und nah. Und wir erfahren, dass wir etwas bewirken und die Welt nach unseren Vorstellungen verändern können.” Wenn man anderen helfe, schütte der eigene Körper Botenstoffe aus und das Belohnungssystem werde aktiviert. Zudem bringe Helfen neue Einsichten, Erkenntnisse, Kontakte und Routinen, die Sinn stifteten.

Helfen wirkt auch ansteckend, wie Böckler-Raettig betonte: “Es wirkt auf unser Menschenbild und nährt die Hoffnung, dass auch uns geholfen wird. Es entsteht eine positive Dynamik: Wenn uns geholfen wurde, helfen wir anderen auch eher.” Dass die Menschen heute weniger hilfsbereit seien als früher, sei ein Mythos, ergänzte die Wissenschaftlerin: “Wir Menschen handeln im Alltag viel häufiger prosozial – also unterstützend, ohne den eigenen Nutzen im Auge zu haben – als uns bewusst wird.” Zum Beispiel halte man Fremden die Tür auf. Auch die Zahl der ehrenamtlich Engagierten sei konstant hoch.

Dennoch sind einer Studie zufolge rund drei Viertel der Deutschen der Meinung, dass sich jeder nur um sich selbst kümmert, wie es weiter hieß. Dazu sagte Böckler-Raettig: “Wir fokussieren uns mehr auf normverletzendes, egoistisches Verhalten, merken es uns besser und reden auch mehr darüber.” Das könne zum Selbstläufer werden: Wenn man den Eindruck habe, dass alle anderen um einem herum nur an sich dächten, drängle man sich auch vor. “Hier hilft es, ab und zu bewusst freundlich in die Welt zu schauen, andere an der Bushaltestelle anzulächeln oder jemanden an der Kasse vorzulassen. So kann jeder die eigene Wahrnehmung und die Welt ein bisschen besser machen.”