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Proteste gegen Lithium-Abbau in Serbien weiten sich aus

Die EU will Lithium in Serbien fördern, um seine Abhängigkeit von China zu reduzieren. Doch mit so massivem Protest dürfte Brüssel nicht gerechnet haben. Der Widerstand wächst weiter und eint die Bevölkerung.

In immer mehr serbischen Städten gehen Bürger gegen den geplanten Abbau von Lithium auf die Straße. Der Protest gegen das von der EU mitgetragene Projekt vereine alle Altersgruppen und selbst politische Gegner, wie örtliche Medien in der Nacht zum Donnerstag berichteten. Inzwischen seien in 17 Städten Demonstrationen angekündigt.

“Dieses Thema geht über traditionelle Grenzen von Links-Rechts, Liberal-Konservativ hinaus”, zitiert die regierungskritische Zeitung “Danas” den Soziologen Dario Hajric. Der allgemeine Widerstand gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic sei “verständlich”, da mögliche Umweltauswirkungen alle beträfen.

Laut der serbischen Nachrichtenagentur Beta hätten die Gegner in zahlreichen Städten Demonstrationen für die kommenden Tage angekündigt, etwa unter dem Motto “Unsere Gesundheit gegen ihren Profit”. In Serbiens zweitgrößter Stadt Novi Sad und mindestens zwei weiteren Städten soll am Freitag protestiert werden; Höhepunkt sollen die Demos nächste Woche in der Hauptstadt Belgrad sein.

Vor zwei Wochen haben Serbien und die EU-Kommission in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Absichtserklärung über die gemeinsame Lithium-Wertschöpfung unterzeichnet. Europa braucht das seltene Metall, da es bei seiner Energiewende von China unabhängiger werden will. Kritiker fürchten, dass es beim Herauslösen des Rohstoffs aus dem Gestein zu verheerenden Umweltfolgen kommt. Umstritten ist die Kooperation zwischen EU und Serbien auch wegen des zunehmend autoritären Auftretens der Vucic-Regierung.