Niedersachsen unterstützt ein Projekt der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zur Prävention von sexualisierter Gewalt durch Jugendliche. „Der konzeptionelle Ansatz, sehr frühzeitig therapeutisch einzuwirken, überzeugt mich total“, sagte Sozialminister Andreas Philippi (SPD) am Donnerstag. Der beste Opferschutz lasse Menschen gar nicht erst zu Tätern werden. Die Prävention in einem frühen Stadium sei besonders wirksam.
Das Ministerium fördert das deutschlandweit einmalige Projekt „180 Grad“ für zweieinhalb Jahre mit insgesamt 258.000 Euro. Es richtet sich den Angaben zufolge an Jugendliche, die zu sexuellen Übergriffen neigen. Ihnen werde eine spezielle psychotherapeutische Behandlung angeboten. Zudem gebe es Schulungen und Vorträge für Multiplikatoren.
Die mehr als 180 Behandlungstermine und 50 Schulungen pro Jahr in dem seit September 2022 laufenden Projekt zeigten, dass der Bedarf groß sei, sagte Professor Tillmann Krüger, Leiter und Initiator von „180Grad“. Studien zeigten, dass rein bestrafende Maßnahmen wie Inhaftierung oder Sozialstunden zumeist zu keiner Reduktion von grenzverletzenden Verhaltensweisen führten.
Ein weiteres zentrales Element des Projekts sei die Entwicklung eines Psychotherapie-Handbuchs zur Behandlung von Jugendlichen, die befürchteten, ihre Impulse zu sexuell grenzverletzendem Verhalten nicht unter Kontrolle zu haben. Dieses Handbuch solle im kommenden Jahr veröffentlicht werden, kündigte Krüger an. Es könne die Qualität von Beratungs- und Psychotherapieangeboten deutlich verbessern.