In einem offenen Brief haben sich 40 Professoren, Dozenten und Forscherinnen der Universität Göttingen gegen eine Kriminalisierung von pro-palästinensischen Demonstrationen auf dem Campus der Hochschule sowie deren Gleichsetzung mit Antisemitismus gewandt. Die Unterzeichner stünden geschlossen hinter dem Recht der Studierenden, „friedlich zu demonstrieren und ihre Meinung zu den aktuellen Konflikten in Israel und Palästina zu äußern“, heißt es in dem am Donnerstag in deutscher und englischer Sprache veröffentlichten Schreiben.
Die Verfasser des offenen Briefes kritisieren unter anderem die Reaktion der Universitätsleitung auf ein Ende Juni am Campus errichtetes Solidaritäts-Camp mit Palästina. Die Hochschule hatte erklärt, sie „missbillige“ das Camp. Vier Professoren forderten unter Hinweis auf vermeintlichen Antisemitismus und Gewaltbereitschaft der Bewohner eine Räumung des Zeltlagers. Einige von der Stadt Göttingen verhängte strenge Auflagen für das Zeltlager wurden später vom örtlichen Verwaltungsgericht wegen Unrechtmäßigkeit kassiert.
Gerade aufgrund der emotional aufgeladenen und stark unterschiedlichen Bewertung dieser Konflikte müsse sich die Universität aktiv für mehr und nicht weniger Dialog und Debatte einsetzen, heißt es in dem offenen Brief. Eine zentrale Verantwortung von Hochschulen und Universitäten sei es, der breiten Öffentlichkeit eine ausgewogene Diskussion über globale Themen vorzuleben.
„Studierende, die einen Waffenstillstand fordern, zu zensieren und sie als gewalttätig, antisemitisch oder als Unterstützer und Unterstützerinnen von Terror zu diffamieren, ist ein intellektueller Fehlschluss.“ Solidarität mit den Palästinensern und Palästinenserinnen dürfe nicht mit Antisemitismus verwechselt werden, erklärten die Unterzeichner des offenen Briefes.