Immer mehr Heimbewohner rutschen in die Sozialhilfe, weil sie die steigenden Kosten nicht zahlen können. Eine Obergrenze für Eigenbeiträge könnte den Trend stoppen. Doch es gibt auch Gegenargumente.
Die privaten Krankenversicherungen lehnen eine Obergrenze für Eigenanteile in Alten- und Pflegeheimen ab. Der Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung, Florian Reuther, widersprach damit am Freitag in Berlin Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Der Minister hatte am Donnerstagabend gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio erklärt, angesichts steigender finanzieller Belastungen für Pflegebedürftige und ihre Familien prüfe er eine Obergrenze für die selbst zu zahlenden Kostenanteile.
Reuther sagte dazu, Obergrenzen für die Eigenanteile wären eine unbezahlbare Sozialpolitik mit der Gießkanne. Sie gingen auf Kosten von Beitrags- und Steuerzahlern und vor allem auf Kosten der Jüngeren, während davon auch Menschen mit Privatvermögen profitierten. “Fast 70 Prozent der Rentnerhaushalte können sich aus ihrem Einkommen und Vermögen einen Platz im Pflegeheim für mehrere Jahre leisten”, so der Sprecher der Privaten Krankenversicherungen. “Für alle anderen garantiert die Sozialhilfe gezielte Unterstützung nach Bedürftigkeit.”
Anfang Juli hatte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa vorgeschlagen, dass Senioren, die über ein gewisses Vermögen verfügen, mehr in die Pflegekassen einzahlen sollten. Die Lasten dürften nicht allein auf die junge Generation geschoben werden und Wohlhabende verschonen.
Am Donnerstag hatte der Verband der Ersatzkassen mitgeteilt, dass Pflegebedürftige in Heimen immer tiefer in die eigene Tasche greifen müssten. So zahlen die zu Pflegenden im Bundesdurchschnitt zum Stichtag 1. Juli monatlich einen Eigenanteil von 2.871 Euro im ersten Aufenthaltsjahr. Das sind 211 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Im zweiten Aufenthaltsjahr beträgt die monatliche Eigenbeteiligung aktuell 2.620 Euro, ein Plus von 233 Euro.