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Private Pflegeanbieter kritisieren gemeinsame Pflegeausbildung

Seit 2020 gibt es in Deutschland eine einheitliche Pflegeausbildung. Die Reform war hart umstritten – und ist es offenbar immer noch.

Die Reform der Pflegeausbildung hat nach Einschätzung des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) den Personalmangel in Altenheimen und Krankenhäusern verschärft. Der Deutsche Pflegerat und Pflegewissenschaftler verteidigten die 2020 in Kraft getretene Reform dagegen.

Verbandspräsident Bernd Meurer fordert in einem Gastbeitrag in der “Ärzte Zeitung” (Donnerstag), das System der Pflegeausbildung auf den Prüfstand zu stellen. Das Zusammenlegen der drei zuvor getrennten Ausbildungsgänge der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zu einer generalistischen Pflegeausbildung sei kein Erfolgsmodell. Er beklagte hohe Abbrecherquoten bei Menschen, die beruflich in die Altenpflege einsteigen wollten. Viele von ihnen seien fachlich überfordert.

Zudem werde die Altenpflege benachteiligt. “Viele von denen, die sich in der Vergangenheit sehr bewusst für die Altenpflege und gerade nicht für die Krankenpflege entschieden haben, finden sich in der generalistischen Ausbildung nicht wieder”, sagte Meurer. Die Krankenhäuser befänden sich bei der Ausbildung junger Pflegekräfte zudem in einer “klar besseren Position” als etwa Pflegeheime. So gebe es dort ein besseres Lehrer-Schüler-Verhältnis, da die “gute und abgesicherte Finanzierung durch die Krankenkassen schlicht eine bessere Bezahlung der Lehrkräfte” ermögliche. Auch die Bezahlung von Miet- und Investitionskosten sei für die an die Kliniken angebundenen Schulen “leistungsfähiger und umfangreicher” ausgestaltet.

Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, verteidigte die Zusammenlegung der Ausbildungen. “Wir gucken mittlerweile auf eine Pflegeausbildung, die international anschlussfähig ist und die Menschen, die sich beruflich für Pflege entscheiden, alle Optionen zur Entwicklung lässt”, sagte sie der Zeitung. Der Fachkräftemangel in der Pflege habe nichts mit der generalistischen Ausbildung zu tun. “Wir hätten genau dieselbe Situation auch ohne die Generalistik”, so Vogler.

Laut Statistischem Bundesamt befanden sich zum Jahresende 2023 insgesamt 147.000 Personen in der Ausbildung zum Beruf der Pflegefachfrau beziehungsweise des Pflegefachmanns. Davon haben 53.900 ihre Ausbildung 2023 begonnen. Gegenüber dem Vorjahr waren das 3 Prozent oder 1.800 mehr neu abgeschlossene Ausbildungsverträge (2022: 52.100 Neuverträge). Der Pflegewissenschaftler Thomas Klie hatte am Dienstag erklärt, es gebe so viele Menschen in einer Pflegeausbildung wie nie zuvor. Statistisch noch nicht belegt ist allerdings die Frage, wie sich die Zahl der Ausbildungsabbrecher entwickelt.