Schrumpfen als Chance? Weniger Geburten in Deutschland werden oft vor allem als Problem angesehen. Doch bei richtigem Umgang damit könnten sich auch neue Chancen bieten, findet die Bildungsministerin.
Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) ruft dazu auf, den Geburtenrückgang als Chance zu nutzen, um die frühkindliche Bildung in Deutschland grundlegend zu verbessern. Die frei werdenden Mittel in den Ländern sollten nach ihrer Vorstellung nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern genutzt, sondern dauerhaft in mehr Qualität in Kitas investiert werden, sagte sie im Interview der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” und sprach von einer “demografischen Rendite”.
Die Situation im deutschen Bildungssystem sei so dramatisch, dass alle erkennen müssten, “dass die Verbesserung der Leistungen im Bildungssystem zur Überlebensfrage für unsere Volkswirtschaft und zunehmend auch für unsere Demokratie geworden ist”, fügte sie hinzu: “Wir müssen auch die Fachkräfte in den Erziehungsberufen dringend im System halten. Für mich ist es eine Schicksalsfrage für Deutschland, die Mittel für die frühe Bildung im System für mehr Qualität einzusetzen.”
Die Ministerin kündigte zudem an, mit den Ländern verbindliche Bildungsziele zu vereinbaren. Dabei verwies sie auf Berechnungen der Bertelsmann Stiftung, die am Montag veröffentlicht werden sollen: Danach könnten bessere Bildungsleistungen langfristig zusätzliche Milliarden an Wirtschaftsleistung und erheblich mehr Innovationskraft bringen. Dazu müssten aber mehr Schülerinnen und Schüler als bisher zumindest die vorgegebenen Mindeststandards erreichen.
Im Rahmen des Kita-Qualitätsgesetzes will Prien Bundesmittel außerdem künftig nur noch unter der Bedingung freigeben, dass konkrete Vorgaben erfüllt und Qualitätsstandrads eingehalten werden: “Das gilt vor allem für die verpflichtende Sprachdiagnostik und- förderung und die Förderung von Kindern mit schlechten Startchancen.” Es gehe aber nicht darum, die Kita zu verschulen, sondern darum, dass Kinder in einem bestimmten Alter bestimmte messbare Kompetenzen erwerben.
Ein neues, dauerhaft wirkendes und bürokratieärmeres Gesetz solle 2027 in Kraft treten, ein Gesetzentwurf sei für 2026 geplant. Das werde auch alles Thema sein am Donnerstag bei der Bildungsministerkonferenz.