Der Ökumenische Predigtpreis für die beste Predigt geht in diesem Jahr an die evangelischen Theologinnen Christine Böckmann und Salome Lang für eine gemeinsam gehaltene Dialogpredigt. Zudem wird der Prager Soziologe und Priester Tomás Halík für sein Lebenswerk geehrt, wie die Universität Bonn und die evangelische Kirche in Bonn mitteilten. Verliehen werden die Preise am 13. November in der Schlosskirche im Hauptgebäude der Uni Bonn.
Predigt “Laute Stille” wendet sich an Gemeinde als auch an Opfer
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Böckmann und die Vikarin Lang hielten die ausgezeichnete Predigt „Laute Stille“ im März in einem Universitätsgottesdienst in der Heidelberger Peterskirche, Thema war der Bibeltext über die drohende Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham. Die Theologinnen ließen die Erzählung in einen Dialog mit den Schweigemustern treten, von denen Opfer sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche berichteten, erklärte die Jury. Die Predigt wende sich sowohl an die Gemeinde als auch an die Opfer. Sie ringe in der Klage an Gott dennoch um Vertrauen zu ihm.
Der 1978 in Erfurt zum Priester ordinierte Tomás Halík, inzwischen emeritierter katholischer Professor für Soziologie an der Universität Prag und Leiter der dortigen Universitätsgemeinde, plädiert den Angaben zufolge in seinen Büchern für den Dialog mit dem reflektierten Atheismus angesichts der Erfahrung von Gott als Geheimnis. „Seine teils meditativen Predigten erkennen Perspektivenvielfalt an und laden ein zu freier Kritik ebenso wie Vertrautheit mit Bibel und katholischen Traditionen in einer ‘Zeit der leeren Kirchen’“, erklärte die Jury.
Theologischer Podcast erhält Preis in der Kategorie “Faithcast”
Erstmals wird in diesem Jahr ein Preis in der Kategorie „Faithcast“ verliehen – der Begriff ist eine Zusammensetzung aus dem englischen Wort Faith (Glaube) und dem Begriff Podcast. Der theologische Laie Martin Christian Hünerhoff aus Tübingen und der Marburger Theologieprofessor Thorsten Dietz gehen in dem ausgezeichneten Podcast „Das Wort und das Fleisch“ den epochalen Verschiebungen in der christlichen Welt nach, von der christlichen Rechten in den USA bis zum XVIII. Europäischen Kongress für Theologie.
Mit bestechender Sachkenntnis, Humor und persönlichen Geschichten brächten die beiden Licht ins Dunkel der tektonischen Verschiebungen der Weltchristenheit, hieß es. „Was wie eine langweilige Vorlesung über die neueste Kirchengeschichte klingt, hat eine überraschend große Reichweite und Resonanz erfahren.“