Vor 75 Jahren wurde die Stasi in der DDR gegründet. Deren Hinterlassenschaft beschäftigen das Bundesarchiv bis heute. Eine spezielle Herausforderung ruht in 15.500 Säcken voll mit Papierschnipseln.
Das Bundesarchiv benötigt dringend zusätzlichen Magazinraum. “Wir haben unsere Kapazitätsgrenzen erreicht”, sagte Präsident Michael Hollmann am Freitag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Im Bereich des Stasi-Unterlagen-Archivs genügen die meisten Magazine auch nicht den archivfachlichen Standards. Hier drohen unwiederbringliche Verluste allein als Folge mangelhafter Unterbringung.”
Das Stasi-Unterlagen-Archiv gehört seit 2021 zum Bundesarchiv. Das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR wurde am 8. Februar 1950, vor 75 Jahren, gegründet. Ab den 1960er-Jahren überzog die Stasi die ganze DDR mit einem Netz aus Dienststellen und Büros, offiziellen und Inoffiziellen Mitarbeitern, den sogenannten IMs. Sie sollten die eigene Bevölkerung überwachen und kontrollieren.
Das Bundesarchiv mit Hauptsitz in Koblenz bewahrt Akten, Fotos und Filme von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur jüngsten Vergangenheit auf. Laut Leiter Hollmann umfasst der laufende Aktenbestand derzeit circa 540 Kilometer. “Jedes Jahr kommen etwa 1,5 Kilometer neu dazu.” Dazu verwaltet das Bundesarchiv einen wachsenden digitalen Bestand, derzeit etwa 6 Petabyte. Ein Petabyte entspricht 1.024 Terabyte.
In Berlin und anderen Bundesarchiv-Standorten in Ostdeutschland liegen immer noch 15.500 Säcke mit sogenannten vorvernichteten Materialien, also Akten, die von der Stasi während der Wende geschreddert wurden. Deren Rekonstruktion gestalte sich weiterhin mühsam, sagte Michael Hollmann. Die Schnipsel müssten bis auf weiteres immer noch von Hand zusammengepuzzelt werden – “eine extrem arbeitsintensive und schwierige Arbeit”. Man bleibe aber weiter auf der Suche nach einem Verfahren, mit dem sich diese Arbeit beschleunigen ließe, so der Präsident des Bundesarchivs.