BRÜSSEL/BIELEFELD – Die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat eine klare Absage an die Kategorien von Freund und Feind in der politischen Debatte gefordert. Es müsse eine „konsequente und geduldige Entfeindung“ geben, sagte sie in Brüssel. Aus Feinden müssten Gegner werden und damit müsse eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Person und Tat einhergehen, erklärte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen bei einem Empfang des Bevollmächtigten des EKD-Rates bei Bundesregierung und EU sowie des katholischen Kommissariats der deutschen Bischöfe.
Grundlage für Entfeindung sei Vertrauen, unterstrich Kurschus und verwies auf ein Paradox: Einerseits bräuchten Menschen von klein auf Autoritäten zu Orientierung und Schutz, andererseits befürchteten sie eine Einschränkung ihrer Freiheit und lehnten Autoritäten daher zugleich ab. Um diese Ablehnung zu überwinden, müssten sich die Autoritäten auf echten Austausch einlassen, warb die 55-jährige Theologin.
Ursprung allen Vertrauens sei nach christlichem Verständnis Gott, erklärte die westfälische Präses. Das Vertrauen auch zu anderen Menschen fließe letztlich aus Gott, da er den Menschen seinerseits Vertrauen entgegenbringe. In der politischen und gesellschaftlichen Debatte sei an Vertrauen mindestens soviel nötig, dass die Gegner „miteinander reden und einander zuhören können, statt einander zu bekämpfen, zu beschimpfen oder zu beschweigen“. epd
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