Fast zwei Jahrzehnte lang hat Bettina Böttinger im „Kölner Treff“ des WDR auf ihrem roten Sessel gesessen und die großen und kleinen Fragen des Lebens gestellt – pointiert und immer journalistisch gut vorbereitet. Nun ist der Sessel verschwunden, weil die Sendung eingestellt wurde. Die Tiefe aber ist in einem neuen Format geblieben: Seit Mai dieses Jahres hat Böttinger einen eigenen Podcast, und der hat es in sich.
In der ersten Folge ist Schauspielerin Annette Frier zu Gast, eine langjährige Freundin Böttingers, die ihr auch in der letzten Ausgabe des „Kölner Treffs“ 2023 gegenübersaß. Beide verbindet eine große Vertrautheit und auch die Bereitschaft, über Veränderung und neue Erkenntnisse zu sprechen. Frier erzählt davon, wie sehr die MeToo-Bewegung sie aufgerüttelt und zum Umdenken angeregt hat.
Prominente Gäste
Eindrücklich ist auch das Gespräch mit Aline Abboud. Sie war die jüngste Sprecherin der „Tagesthemen“. Mit Böttinger spricht sie über ihre ostdeutsch-libanesische Herkunft. Es geht um Sichtbarkeit, Zuschreibungen und Identität, aber auch um familiäre Prägung, journalistischen Druck und die Erfahrung, zwischen Welten zu leben, ohne sich irgendwo ganz zu Hause zu fühlen.
Besonders berührend ist die Folge mit Aktivistin und Podcasterin Barbie Breakout. Böttinger spricht darin offen über ihr Coming-out gegenüber ihrer Mutter – und die Schwierigkeit, sich ihr emotional zu öffnen. Ein Moment, der zeigt, wie persönlich dieses Format ist. Die beiden kommen offen ins Gespräch über ihre Kindheit und Jugend in verschiedenen Jahrzehnten und darüber, was es heißt, queer zu sein.
Persönliche Gespräche mit Tiefgang
Es ist kein oberflächlicher Talk – es ist ein echtes Gespräch. Und genau das macht den Podcast so hörenswert. Wer Bettina Böttinger bisher mochte, wird sie hier noch mehr schätzen. Und wer sie bisher nur aus dem Fernsehen kannte, wird überrascht sein, wie nahbar, reflektiert und offen sie im Podcast ist. Ein Format, das nicht laut ist, aber lange nachhallt.
