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Pleiten, Pech und Pastoren

Ein Sturz in den Weihnachtsbaum oder ein Kurzschluss während der Predigt – auch bei Pastoren läuft am Heiligabend nicht immer alles nach Plan. Eine schöne Bescherung!

Der eine lacht, die anderen schmollen: Der schräge Humor kommt nicht immer gut an.
Der eine lacht, die anderen schmollen: Der schräge Humor kommt nicht immer gut an.Pixabay

Hamburg/Kiel. Das Ende der Erleuchtung hat Pastor Jan Roßmanek aus Bargteheide erlebt – und zwar im wahrsten Sinn. Jahr für Jahr feiert er einen Gottesdienst im Freien mit 1000 Besuchern. „Wir hatten immer gutes Wetter“, beteuert er. Nur 2019, da habe es stark geregnet. „Ich stand auf der Bühne vor den Menschen und habe von oben nur für ein Meer von Regenschirmen gepredigt.“ Daher habe er beim Vaterunser darum gebeten, dass alle den Schirm heben sollten. „Es war ein großartiger Moment, Hunderte Gesichter zu sehen.“

Doch die Freude währte nur kurz, denn genau in diesem Augenblick gab es einen Kurzschluss. Der Strom fiel aus, die Weihnachtsbeleuchtung wurde augenblickblich dunkel, die Tonverstärkung versagte, die Musikanlage verstummte. Nur der Pastor, der musste Gebet und Segen brüllen.

Und noch eine Erfahrung nahm Jan Roßmanek aus dieser Weihnachtsfeier mit: Kirchengemeinden schwimmen zwar nicht im Geld, aber ihr Geld kann schwimmen. „Nach der Kollekte standen zwei Zentimeter Wasser in den Sammelbüchsen, so dass wir Münzen und Scheine erst auf Handtüchern trocknen mussten, ehe wir sie zählen konnten.“

Bitte keine “Frau Wirtin”!

18 Kilometer entfernt von Bargteheide liegt Siek. Hier erinnert sich Pastor Christian Schack an einen Geschlechtertausch im weihnachtlichen Krippenspiel. Ein Mädchen sollte die Rolle des Wirtes übernehmen. „Ich sagte dem Josef, er solle dann einfach bei seiner Bitte um einen Raum in der Herberge ‚liebe Frau Wirtin‘ statt ‚lieber Herr Wirt‘ sagen. Aber die Kinder bestanden darauf, dass der Wirt ein Wirt sei und keine Wirtin“, erzählt Schack. Vielleicht, weil die Kindergruppe der Meinung war, dass eine Wirtin Maria und Josef in ihrer Not das eigene Zimmer angeboten hätten? Wer weiß. „Der Wirt bliebt trotz weiblicher Besetzung männlich, und so wurde Jesus auch in dem Jahr in einem Stall geboren und nicht in der Herberge. Die Geschichte des Christentums musste nicht umgeschrieben werden.“

Mit dem Einrad in den Baum

Pastor Michael Bruhn, heute im Schleswiger Bibelzentrum tätig, kam als Gemeindepastor in Husum-Roedemis weder über Geschlechterrollen ins Grübeln noch erlebte er ein Wunder bei den Vorbereitungen der Christmetten wie sein Hamburger Kollege. Stattdessen brachte ihn die Bescherung im Kreise der Familie zu Fall. Seine mittlerweile erwachsene Tochter habe sich als Kind ein Einrad gewünscht – und auch unter dem Weihnachtsbaum gefunden. „Nachdem unsere Tochter ein paar vorsichtige erste Versuche gestartet hatte, im Wohnzimmer einige Runden zu drehen, wollte ich es auch versuchen“, erinnert sich Bruhn. „Kann ja nicht so schwer sein, dachte ich.“ Also habe er sich auf den Sattel gesetzt und kräftig in die Pedale getreten.

Mit einem Einrad stürzte Pastor Michael Bruhn in den Weihnachtsbaum – hier ein Symbolbild
Mit einem Einrad stürzte Pastor Michael Bruhn in den Weihnachtsbaum – hier ein SymbolbildPixabay

Das Rad habe sich bewegt – allerdings nur das Rad. Er selbst habe dieselbe Bewegung rückwärts gemacht und sei rücklings in den erleuchteten Weihnachtsbaum gestürzt. „Zum Glück war er wegen des Familienhundes nur mit elektrischen Kerzen geschmückt.“ Baum und auch er selbst seien unbeschadet geblieben, habe eine schnelle Inspektion ergeben – und so habe sich schadenfrohes Gelächter im Wohnzimmer breitgemacht, erzählt der Pastor. Den Gottesdienst um 23 Uhr habe er dann feiern können, als sei nichts geschehen.

Tierischer Besuch

Als Pastor Nikolaj Dusek den Weihnachtsgottesdienst vorbereitete, war es eine dunkle Winternacht. Er dachte über das erste Gebet nach. „Etwas von deiner Liebe spüren wir, wenn wir Zeit mit der Familie verbringen, oder etwa wenn wir ein Tier streicheln …“.

„Gerade tippte ich das Wort ‚streicheln‘, als es an der Tür meines Büros kratzte. Ich öffnete. Vor mir stand eine Katze und schaute mich fragend an“, erinnert sich der Pastor, der mittlerweile in der Kirchengemeinde Wilhelmsburg tätig ist. Dusek kniete sich nieder zu dem Tier, um es zu streicheln „bis es einigermaßen zufrieden war“.

Erst das Gebet, dann die Katze, war das ein Zufall? Nikolaj Dusek dachte an eine buddhistische Erzählung, in der ein Schüler seinen Meister fragt, ob auch Tiere die Erleuchtung in sich tragen. Der Meister antwortet gelassen: „Sie wissen es.“ Die Katze tapste fort, doch der Pastor dachte noch lange: Sie wissen es.