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Pilotversuch reizarmes Kiliani-Volksfest: “Auf alle Fälle ein Gewinn”

Die Stadt Würzburg hat den reizarmen Nachmittag auf dem Kiliani-Volksfest als Erfolg gewertet und will daran festhalten. „Volksfeste sollen schließlich Feste für alle Menschen sein“, sagte der Leiter des städtischen Fachbereichs „Allgemeine Bürgerdienste“, Uwe Zimmermann, dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Abschluss des zweiwöchigen Kiliani-Volksfestes am Sonntag (21. Juli). Kurz nach Start des Volksfestes hatte die Stadt zusammen mit den Schaustellern am 8. Juli von 14 bis 17 Uhr zum reizarmen Nachmittag eingeladen – inzwischen wurde der Pilotversuch auch ausgewertet.

„Klar ist: Wir haben die geplanten Zielgruppen erreicht, es kamen nicht weniger Besucher als an den anderen Tagen und die Schausteller haben auch nicht weniger Umsatz gemacht“, fasste Zimmermann zusammen. Die Rückmeldungen seien von allen Seiten äußerst positiv gewesen. Gerade auch Familien mit kleinen Kindern, die an sich nicht zur Kernzielgruppe des reizarmen Nachmittags gezählt hatten, waren begeistert, berichtete der Fachbereichsleiter: „Auch für viele Eltern war das ein schöner Nachmittag, weil es auf dem Talavera-Festplatz ein bisschen leiser und langsamer zuging – und trotzdem wurde der Volksfest-Charakter bewahrt.“

Genau dies sei schließlich die Schwierigkeit bei den Überlegungen gewesen: Die „Reize“ auf einem Volksfest machen eben dessen Reiz aus, sollten aber nun merklich reduziert werden. „Es gab keine oder nur sehr leise Hintergrundmusik, keinen Kunstnebel, keine Lichtblitze, teils gedrosselte Fahrgeschäfte und im Festzelt nur handgemachte Musik“, sagte Zimmermann. Für die geplante Zielgruppe führe eben genau ein Übermaß dieser Reize mindestens zu Unwohlsein, zur Überforderung oder zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen. Zur Kernzielgruppe gehörten beispielsweise Menschen mit Migräne, ADHS, Autismus oder Epilepsie.

Schon seit Jahren achte man bei den städtischen Volksfesten darauf, „dass Barrierefreiheit großgeschrieben wird“, sagte Zimmermann. Dazu gehöre ein rollstuhltauglicher Zugang zum Festzelt ebenso wie zu einzelnen Fahrgeschäften – etwa dem Riesenrad. „Der reizarme Nachmittag war auf jeden Fall ein Gewinn“, zog er Bilanz. Man werde ihn auch nächstes Jahr anbieten, die Dauer vielleicht sogar noch ausweiten. Zimmermann sieht die Stadt auch in einer Pionierrolle: „Wir sind mindestens in Süddeutschland die Ersten, die so etwas gemacht haben und stehen anderen Volksfesten mit unserer Erfahrung gerne als Ratgeber zur Verfügung.“ (00/2179/18.07.2024)