Der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm hat der politischen Linken Versagen bei Friedensappellen zum Gaza-Krieg vorgeworfen. Während in Offenen Briefen US-amerikanischer Intellektueller einzig Israel die Verantwortung für die Gewalteskalation gegeben werde, hätten Linke in Israel es verpasst, auf die Bevölkerung in Gaza und die Einhaltung des Völkerrechts hinzuweisen, sagte Boehm im Interview des “Spiegels” (Samstag). “Welche Linke auch immer: Sie hat versagt”, so der in New York lehrende Philosoph.
Boehm äußerte sich zum Slogan “From the river to the sea” (vom Fluss zum Meer), der im propalästinensischen Kontext häufig auftaucht und meist als Aufruf zu Vernichtung des Staates Israel interpretiert wird. Er verurteile zwar Aussagen gegen Israels Existenzrecht sowie den Angriff der Hamas vom 7. Oktober, so Boehm. Der Slogan werde jedoch genauso von der israelischen Rechten als Legitimation für eine antipalästinensische Siedlungspolitik genutzt.
So werde im Koalitionsvertrag der Regierung Benjamin Netanjahus den Juden ein Exklusivrecht auf alle Gebiete Israels zugesprochen. “Was wir brauchen, ist eine politische Sprache, die die Existenz beider Völker in dieser Region anerkennt”, mahnte Boehm.