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Pflegekammer NRW fordert mehr Schutz vor Gewalt in der Pflege

Einen besseren Schutz von Pflegenden und Pflegebedürftigen vor körperlicher und psychischer Gewalt fordert die Pflegekammer NRW. „Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor Gewalt müssen höchste Priorität haben“, sagte das Vorstandsmitglied der Pflegekammer NRW, Dominik Stark, am Freitag in Düsseldorf. „Das gilt sowohl für Gewalt gegenüber professionell Pflegenden als auch gegenüber Pflegebedürftigen.“ Gewalt in der Pflege sei mittlerweile ein „alltäglich auftretendes Phänomen“. Mithilfe einer Expertengruppe wolle die Pflegekammer NRW über das Thema aufklären und Mitarbeiter dazu sensibilisieren.

„Gewalt in der Pflege ist immer noch ein Tabuthema. Das müssen wir durchbrechen“, betonte Stark. „Denn wir wissen, dass es täglich zu Gewaltereignissen in den verschiedensten Mustern und Formen kommt.“

So haben laut einer Untersuchung in vier Bundesländern des von vier Hochschulen gestarteten Gewaltpräventionsprojekts Peko („Partizipative Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Konzepts zur Gewaltprävention“) 92 Prozent der befragten Pflegefachpersonen aus den Bereichen stationäre Langzeitpflege, Krankenhaus und ambulante Pflege in den vergangenen zwölf Monaten mindestens psychische oder körperliche Gewalt im Berufsalltag erlebt. Gleichzeitig gaben 70 Prozent an, selbst gegenüber Pflegebedürftigen mindestens eine Form von Gewalt ausgeübt zu haben.

Zur Verbesserung der Prävention sind nach Ansicht der Experten vor allem Fortbildungen und Aufklärungskampagnen sowie die Stärkung der Kompetenzen des Personals notwendig. Neben Deeskalationstrainings zur Stärkung der Handlungssicherheit sollten die unterschiedlichen Facetten von Gewalt möglichst flächendeckend thematisiert und das Pflegefachpersonal auch für „leise Gewaltformen“ sensibilisiert werden.

Die Pflegekammer NRW ist zentrale Anlaufstelle, wenn es um Berufspflichtverletzungen in der Pflege geht. Rund 98 Prozent der Fälle, die die Kammer erreichen, werden bislang über die Staatsanwaltschaften an die Kammer herangetragen. Lediglich rund zwei Prozent werden durch Pflegefachpersonen, Pflegeempfänger oder deren Angehörige gemeldet. Um die Meldungen aus diesem Umfeld zu verbessern, möchte die Kammer ein Meldesystem einführen. „Ein sogenanntes ‘Whistleblower-System’ soll es Pflegefachpersonen ermöglichen, auf pflegefachliche Gefahren hinzuweisen. Aspekte von Gewalt spielen hier eine besonders wichtige Rolle“, erklärte das Vorstandsmitglied und die Ressortverantwortliche für das Projekt, Sonja Wolf.