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Pfarrerin Barraud-Volk für “Headhunting” gegen weibliche Talentflucht

Die bayerische Landeskirche braucht nach Ansicht der Bad Kissinger Pfarrerin und Rundfunkpredigerin Jacqueline Barraud-Volk (60) dringend eine strukturelle Frauenförderung. „Schon jetzt erleben wir, dass sich regelmäßig fähige Frauen auf Führungspositionen außerhalb der Landeskirche bewerben“, sagte die evangelische Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es brauche dringend gezieltes „Headhunting“, um die Talentflucht zu stoppen: „Frauen wollen gesucht und gefragt werden.“

Laut Barraud-Volk habe man in der bayerischen Landeskirche „kein Erkenntnisproblem“ beim Thema Frauen in Führungspositionen: „Die Umsetzung hinkt.“ In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) säßen bei den Bewerbungsgesprächen „immer auch Vertreter der Stabsstelle Chancengerechtigkeit dabei“, sagte die frühere Vizepräsidentin der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Die würden „intervenieren, wenn auf einen Wahlvorschlag nur Männer gesetzt werden sollten“.

Grundsätzlich hält es Barraud-Volk für gut, dass derzeit über das Thema Frauenförderung und Frauenquote in der bayerischen Landeskirche diskutiert wird. „Diese ‘Energie in der Luft’ müssen wir nutzen“, sagte sie. Denn die Faktenlage sei „eben eine andere als die gefühlte, wenn man sich die Zahl der Frauen in Leitungspositionen anschaut“. Es stimme auch einfach nicht, dass sich zu wenige Frauen auf solche Jobs bewerben würden. Wer vor diesem Problem „jetzt noch die Augen verschließt, dem ist nicht mehr zu helfen“, sagte sie.

In ihrem eigenen Berufsleben habe sie durchaus Förderung erfahren, aber nicht struktureller Art, sondern auf persönlicher Ebene. Barraud-Volk hatte verschiedene Leitungsämter und Mandate in der EKD und VELKD inne, ein hauptamtliches Leitungsamt allerdings blieb ihr verwehrt – trotz mehrfacher Anläufe. Sie hatte sich zum Beispiel auf Dekansstellen beworben – auch bei der Suche nach einem neuen Südthüringer Regionalbischof in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hatte sie ihren Hut in den Ring geworfen. (00/2115/11.07.2024)