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Pfarrer Schießler: Miteinander auf der Wiesn hat Vorbildcharakter

Insgesamt zehn Jahre arbeitete Pfarrer Rainer Maria Schießler als Kellner auf dem Münchner Oktoberfest. Warum er das größte Volksfest der Welt nach wie vor schätzt und keine Angst hat, dorthin zu gehen.

Für den Münchner Pfarrer und Oktoberfestkenner Rainer Maria Schießler hat das Miteinander auf dem größten Volksfest der Welt immer Vorbildcharakter gehabt. Die Menschen begegneten dort einander und alle Schranken fielen, sagte Schießler dem Kölner “Domradio”. Da sei es völlig wurscht, “ob der Vorstandsvorsitzende mit der Sekretärin auf der Bierbank steht oder ob der Tourist aus Neuseeland und Italien da auf einmal miteinander können”. Seiner Ansicht nach wäre das etwas, was man wieder lernen müsste: “Wieder neu aufeinander zuzugehen.” Dabei sei Zuhören die Voraussetzung für ein Gespräch.

Der 1960 geborene Schießler hat auf dem Münchner Oktoberfest insgesamt zehn Jahre lang, von 2006 bis 2012 sowie von 2015 bis 2018, im Festzelt der Familie Schottenhamel als Kellner gearbeitet. Auf die Frage, was er dabei gelernt habe, sagte er: “Dass mir Menschen, die feiern, tausendmal lieber sind als andere, die irgendwelche Pläne spinnen oder – wie wir es zurzeit erleben – politische Eskapaden lostreten.”

Zudem bat der Priester darum, die Wiesn nicht in eine Schublade zu stecken, als wäre sie nur eine Besäufnis-Veranstaltung. “Es gibt keine Pflicht da hinauszugehen und schon gar keine, sich zu besaufen.” Aber es sei ein schönes Kulturgut, eine gute Maß Bier und ein Essen zu genießen, auch wenn das seinen Preis habe.

Schießler erinnerte außerdem daran, dass es seit dem Wiesnattentat von 1980 immer der große Wunsch aller am Oktoberfest Beteiligten gewesen sei, dass dieses ein friedliches Fest bleibe. Der jüngste Messerangriff auf dem Solinger Stadtfest habe noch einmal eine neue Dimension der Gewalt gezeigt. Man könne sicherlich eine Veranstaltung, wie man es auch mit Security, Taschenkontrollen und anderen Dingen tut, großflächig schützen. Aber wenn jemand wirklich einen anderen verletzen wolle, gelinge das immer.

Solche Gefühle der Unsicherheit dürfe man aber nicht zulassen, sagte der Pfarrer. Man solle auf das Oktoberfest gehen, weil man das Leben feiere. “Es ist ja nicht nur auf der Wiesn so, sondern in vielen Orten unseres Leben, ob im Fußballstadion oder bei einem Konzert. Alles kann passieren.” Wenn man diesen Gedanken habe, dann müsse man sich zu Hause einschließen.