Mitten im Trubel des weihnachtlichen Nürnbergs kniet acht Tage lang vor dem Hauptportal der Lorenzkirche der evangelische Pfarrer Thomas Amberg für eine Stunde nieder. Er bete neben einem Banner schweigend „für die Kinder von Gaza und alle unschuldigen Opfer von Krieg im Nahen Osten“, sagte er am Mittwoch im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vom dritten bis zum vierten Adventssonntag (15. bis 22. Dezember) werde er jeden Abend um 18 Uhr da sein.
„Ich bete zuerst als Mensch für die Menschlichkeit“, sagte der Pfarrer, der auch Islamwissenschaftler ist. Er wolle damit seine Trauer und Verzweiflung ausdrücken. Seine Aktion sei keine politische Demonstration, sondern „Ausdruck der Klage und des Eingeständnisses von Schuld“, in die auch er sich verstrickt sehe. Amberg kritisierte, dass das Leid der Menschen im Gaza-Streifen „längst wieder aus den Medien verschwunden“ sei. Das Schicksal von zwei Millionen Flüchtlingen in Palästina, davon eine Million Kinder, lasse sich aber nicht wegschieben.
Er lade „alle Menschen guten Willens“ – gleich welcher Religion, Partei und Nationalität – ein, „einen Moment innezuhalten“, sagt der Theologe, der in Nürnberg die christlich-muslimische Einrichtung „Brücke“ leitet. Dazu ruft er auch in einem Youtube-Video auf, das er in Deutsch, Englisch und Arabisch ins Internet gestellt hat.
Auf einer ausgebreiteten Decke auf den Steinstufen zum Kirchenportal hätten immer wieder Menschen neben ihm gekniet und mitgebetet, berichtet er von den ersten Tagen seiner Aktion an der großen Nürnberger Kirche. Er spüre auch, wie er mit seinem Gebet Passanten animiere, kurze Zeit innezuhalten. Amberg stellt aber auch fest, dass sein Gebetsort an der Lorenzkirche in Zeiten des Christkindlesmarktes „ein Tollhaus der Welt ist“. (00/4004/18.12.2024)