In den nächsten Jahren werden mehr Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand gehen als nachkommen. Johanna Friese sprach mit Oberkonsistorialrat Christoph Vogel, der die Ausbildungsabteilung der EKBO leitet, über den Theologennachwuchs.
Herr Vogel, gibt es genug Nachwuchs in der Landeskirche?
Im Vikariat sind in den letzten Jahren noch starke Jahrgänge gewesen, das ist wunderbar. Allerdings nehmen momentan zu wenige das Theologiestudium auf. Wir müssen uns darum kümmern, dass der Pfarrberuf interessant bleibt, dass junge Leute von ihm wissen und ihn nach dem Studium auch ergreifen.
Ändert sich im Studium noch einmal die Perspektive auf den Beruf?
Oft ist zu Studienbeginn der Weg noch unklar. Viele fragen sich: Ist das mein Weg? Kann ich den Pfarrdienst wirklich ausüben? Solche Fragen sind berechtigt, es wäre sogar schlecht, wenn keine Zweifel aufkommen würden. Durch Gespräche und gerade auch die Erfahrungen während der Praktika in den Gemeinden entwickelt sich sehr oft eine Perspektive, die in das Vikariat führt.
Wie werden die angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer begleitet?
Die Praxisphase in den Gemeinden ist ganz wichtig. Vikarinnen und Vikare erleben Pfarrerinnen und Pfarrer mit der Fülle der Aufgaben und der Vielgestaltigkeit des Berufes. Vieles lässt sich im persönlichen Gespräch mit den Mentorinnen und Mentoren klären.
Wie werben Sie für das Studium?
Wir bemühen uns um Öffentlichkeit und Realitätsnähe. So haben wir eine neue Broschüre erstellt, in der jeweils eine Studentin, ein Vikar aus dem Vorbereitungsdienst und eine Pfarrerin von ihren persönlichen Erfahrungen berichten. Außerdem haben wir eine Website und einen Facebook-Auftritt.
Haben Menschen übers Internet Kontakt zu Ihnen gesucht?
Ja, es gibt Reaktionen, sogar einen Studenten, der sagte: Der Facebook-Auftritt spricht mich an, da bewegt sich etwas, das ist eine interessante Landeskirche.
Worauf achten die jungen Leute?
Sie achten sehr auf die Kultur in den Kirchenämtern. Pfarrerinnen und Pfarrer spielen als Multiplikatoren aber ebenfalls eine zentrale Rolle. Auch sie ermutigen wir, für ihren eigenen Beruf einzutreten.
Auch eine gute Konfirmanden- und Jugendarbeit wird manchen für den Beruf begeistern …
Genau. Konfirmanden-, Jugendarbeit und Religionsunterricht sind häufig prägende Impulse, das Studium aufzunehmen. Auch diakonisches Arbeiten wird immer wieder als ein wichtiger Anstoß genannt.
Was ist aus Ihrer Sicht reizvoll am Pfarrdienst?
Eindeutig die Vielfältigkeit: die vielen Möglichkeiten, die Arbeit zu akzentuieren – immer im Miteinander mit den Gemeindegliedern oder den Menschen im Stadtteil. Es ist ein generationsübergreifendes Arbeiten, das an dichten Punkten der Biografie ansetzt. Es ist eine sinnvolle und sinnstiftende Arbeit, die immer wissen darf: Ich habe Gott im Rücken.
Was sollte ich unbedingt mitbringen für den Beruf?
Neugier auf die Menschen, Gottvertrauen und Kommunikationsvermögen, weil es ein beziehungsstarker Beruf ist.
Kürzlich wurden 22 Pfarrerinnen und Gemeindepädagogen in ihr Amt eingeführt. Was wünschen Sie ihnen zum Berufseinstieg?
Sie sollen wissen, dass sie gut ausgebildet sind. Ich wünsche ihnen, dass sie sich von ihrer Kirche gut unterstützt fühlen, und dass sie erleben, wie Gott mit ihnen geht.
Christoph Vogel, E-Mail:?c.vogel@ekbo.de,
www.deine-ekbo.de, www.facebook.com/theologiestudieren.de,
Broschüre über E-Mail:?g.kuhn@ekbo.de