Die Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo hat sich von einer Petition der „Artists for Palestine UK“ distanziert, die sie vor einigen Jahren unterschrieben hat. Sie werde zudem den Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum nicht annehmen, schrieb die deutsch-britische Schriftstellerin am Mittwoch in einem Brief an die Stadt und die Jury des Preises, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Die Stadt hatte am Dienstag angekündigt, die Preisvergabe vorerst auszusetzen, weil Otoo eine der BDS-Bewegung zugerechnete Organisation unterstützt habe.
Die BDS-Kampagne ruft zum Boykott und zur Isolation Israels auf. Die Argumentationsmuster und Methoden der Bewegung wurden 2019 vom Bundestag als antisemitisch eingestuft.
Otoo schrieb: „Ich würde einen solchen Aufruf heute nicht mehr unterzeichnen.“ Sie bemühe sich mit anwaltlicher Unterstützung, ihren Namen von der Liste zu entfernen. Zudem werde sie den Preis nicht annehmen, weil sie die Jury, die Stadt Bochum und den Namen von Peter Weiss nicht mit den Vorwürfen gegen sie und die darum ausgelöste Debatte in Verbindung wissen wolle, erklärte die Schriftstellerin. Stattdessen schlug sie vor, den Preis 2023 auszusetzen und das Preisgeld von 15.000 Euro an eine gemeinnützige Organisation zu stiften.
Die deutsch-britische Schriftstellerin betonte, Antisemitismus in Deutschland könne nur gemeinsam bekämpft werden. In ihrer künstlerischen, kuratorischen und aktivistischen Arbeit gehe es ihr vor allem darum, „Worte zu finden, das Gespräch zu suchen, im Dialog zu bleiben, manchmal mit Pausen, aber immer auf respektvolle Art und Weise“. Als sie etwa 2015 die Petition der „Artists for Palestine UK“ unterschrieben habe, habe sie sich „als Individuum solidarisch mit dem gewaltlosen Widerstand Kulturschaffender in Palästina positionieren wollen“.
Sie plädierte dafür, in der gesellschaftlichen Diskussion „Platz für Dissens“ zu lassen, um gemeinsam um Verständigung ringen zu können. „Deshalb bin ich dankbar, wenn ich auf meine Fehler hingewiesen werde“, sagte Otoo.
Die deutsch-britische Schriftstellerin lebt in Berlin und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, etwa 2016 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und 2022 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin. Ihr Debütroman „Adas Raum“ erschien 2021.
Die Auszeichnung ist nach dem Autor, Dramatiker, Maler und Filmemacher Peter Weiss benannt. Sie wird seit 1990 alle zwei Jahre an eine Persönlichkeit aus einer der Sparten Literatur, Theater, bildende Kunst und Film vergeben.