Er kam vom privaten Nachrichtenkanal N 24 und baute den deutschen Auslandssender zum international beachteten Medienangebot um. Eine dritte Amtszeit an der Spitze der Deutschen Welle will Peter Limbourg aber nicht.
Für die Deutsche Welle (DW) erwies er sich als Glücksgriff. Ab Herbst 2025 muss der deutsche Auslandsrundfunk ohne ihn auskommen. Peter Limbourg kündigte am Donnerstag den Gremien und Mitarbeitenden der DW an, dass er keine dritte Amtszeit als Intendant anstrebe. Nach Mitteilung des Senders soll im Frühjahr 2025 ein Nachfolger für den heute 64-Jährigen gesucht werden.
Er sei in den letzten Monaten immer wieder gefragt worden, ob er sich noch eine Amtszeit vorstellen könne, schrieb Limbourg. Auch wenn er “viel Zuspruch” erfahren habe, sei er aber “überzeugt, dass 12 Jahre an der Spitze der DW genug sind”. Damit endet für die DW eine Ära.
Denn Limbourg hat den vom Bund aus Steuermitteln finanzierten Sender neu aufgestellt und strukturell wie strategisch modernisiert. Das ging nicht ohne Konflikte ab. Zuletzt gab es wegen der Konzentration der Fernsehprogramme auf die englisch-, spanisch- und arabischsprachigen Angebote viel Kritik. Der deutschsprachige TV-Kanal wurde Anfang 2024 eingestellt, deutsches Programm gibt es jetzt nur noch online. Doch gerade der digitale Umbau ist insgesamt gelungen.
Die DW-Angebote orientierten sich heute deutlich stärker an den Bedürfnissen der Nutzer, schrieb sich Limbourg in seine eigene Bilanz. Man sei erfolgreich in Sachen Digitalisierung unterwegs, und all das bei einer “wertschätzenden Unternehmenskultur”. Dem wird nicht jeder im Haus zustimmen, 2020 unterschrieben über 250 Mitarbeitende einen Brief an die Geschäftsleitung, in der sie massive Kritik äußerten. 2022 kam es zum Konflikt, als der arabischen Redaktion und der DW Akademie antisemitische Äußerungen vorgeworfen wurden. Der Sender trennte sich darauf von mehreren Redakteuren, auch der Leiter der arabischen Redaktion trat zurück.
Doch insgesamt kann sich Limbourgs Zeit an der DW-Spitze sehen lassen. Er hat das Haus, das nicht über den Rundfunkbeitrag, sondern aus Steuermitteln finanziert wird, von politischer Einflussnahme des Bundes weiter abgeschottet als alle seine Vorgänger. “Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Unabhängigkeit von politischen Einflüssen ist die elementare Voraussetzung unserer Arbeit und unserer Glaubwürdigkeit”, heißt es dazu in Limbourgs Schreiben. Die DW “in geopolitisch anspruchsvollen Zeiten so zu positionieren, dass sie von allen demokratischen Parteien des Deutschen Bundestages unterstützt wird”, sei kein geringer Erfolg.
Gleichzeitig hat Limbourg auch den Stellenwert der DW, die seit 1962 Mitglied in der ARD ist, dort früher aber keine wirkliche Rolle spielte, durch Kooperationen mit den anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten deutlich erhöht.
Und nicht zuletzt hat er der stets knauserigen Bundesregierung nach einer Sparphase am Anfang seiner Amtszeit beharrlich immer mehr Geld entlockt. Als Limbourg 2013 antrat, betrug der DW-Etat nur 269 Millionen Euro, in diesem Jahr liegt er bei 416 Millionen und soll für 2025 noch einmal um rund 15 Millionen steigen. Er sei durchaus erfreut, “dass es wieder gelungen ist, einen weiteren Budgetzuwachs in Aussicht zu haben”, schreibt Limbourg selbstbewusst in seinem Abschiedsbrief.
Dabei geholfen hat dem Katholiken, der im Ehrenamt für den Malteser Hilfsdienst tätig ist und auch die publizistische Kommission der Deutsche Bischofskonferenz berät, wohl auch ein bislang in Deutschland einmaliger Umstand. Limbourg ist der erste öffentlich-rechtliche Intendant, der aus dem privaten Rundfunk kam.
Nach ersten Einsätzen für die Deutsche Fernseh-Nachrichtenagentur war er ab 1996 Studioleiter von ProSieben in Bonn und wurde nach Gründung des zur gleichnamigen TV-Gruppe gehörenden Nachrichtensenders N 24 dort Chefredakteur. Limbourg moderierte mehrere Kanzlerduelle vor Bundestagswahlen, aber auch gemeinsam mit Stefan Raab die Pro-Sieben-Polittalksshow “Absolute Mehrheit” und zwischenzeitlich die Nachrichten bei Sat.1.
Die Relevanz und Reichweite der DW sei in den vergangenen elf Jahren “deutlich gestiegen”, und gerade “in Autokratien und Diktaturen” verließen “sich viele Millionen Menschen auf uns als Stimme der Freiheit”, schreibt Limbourg nun. Eine dritte Amtszeit wäre ihm vermutlich sicher gewesen. Doch er hört spätestens im Herbst 2025 auf.